Aralsee - Landschaftswandel - 2015

Erde - Erde - Naturgefahren und Landschaftswandel
978-3-14-100870-8 | Seite 19 | Abb. 4| Maßstab 1 : 6000000

Überblick

Das schleichende Verschwinden des Aralsees gilt als eine der größten von Menschen verursachten Umweltkatastrophen. Die Fläche des vor nicht langer Zeit noch viertgrößten Binnensees der Erde hat sich seit den 1960er-Jahren dramatisch verringert. Der einstige Fischerort Muinak, in dem früher tausende Menschen vom Fischfang und der Fischverarbeitung lebten, ist heute eine am Südrand der Salzwüste Aralkum gelegene Kleinstadt. Der Große Aralsee, bis in die späten 1990er-Jahre noch ein geschlossenes Gewässer, ist trotz zahlreicher Umweltkonferenzen inzwischen am Südrand weitflächig ausgetrocknet und durch einen dutzende Kilometer breiten Wüstenstreifen in zwei Hälften geteilt; im Norden sind die beiden Restseen lediglich noch durch einen schmalen Wasserarm verbunden. Der östliche Restsee ist flacher als der westliche Restsee und trocknet in manchen Jahren inzwischen fast ganz aus.

Vom Binnensee zur Wüstenlandschaft

Verdunstungsverluste auszugleichen. Mit Abnahme der zufließenden Wassermenge stieg der Salzgehalt, noch gesteigert durch den hohen Eintrag von Düngemitteln. Der kommerzielle Fischfang wurde in den 1980er-Jahren eingestellt. Die einstigen Seeflächen sind inzwischen von ausgedehnten Salz- und Bodenverwehungen betroffen. Wo früher Auenwälder standen, erstreckt sich heute ein breiter Streifen aus salzresistenten Büschen, um die fortschreitende Desertifikation zu bremsen.

Baumwolle ist bis heute ein wichtiger Bestandteil der zen-tralasiatischen Ökonomien, insbesondere in Usbekistan und Tadschikistan. Es gibt Anstrengungen, den Wasserverbrauch zu senken, um Umweltschäden zu verringern, etwa durch die Verkleinerung der Anbauflächen, die Kultivierung anderer Nutzpflanzen und die Steigerung der Wassereffizienz.

Hoffnungen, den Aralsee als Ganzes zu retten, gibt es nicht mehr. Durch den Bau des Kok-Aral-Damms (2005 mit Unterstützung der Weltbank) und Flussbettsanierungen ist es Kasachstan aber immerhin gelungen, den Wasserstand im Kleinen Aralsee zu stabilisieren. Dort ist der Wasserspiegel gegenüber dem Tiefstwert von 2004 (32 Meter) wieder auf ein Niveau von 43 Meter angestiegen, die Wasserfläche hat sich im Vergleich zu 2004 um rund 30 Prozent ausgedehnt und der Salzgehalt ist von 4 Prozent auf unter 1,5 Prozent gefallen, selbst Fischfang ist wieder möglich. Ungelöst sind dagegen die vielfältigen sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Probleme, unter denen die Anwohner der Region durch das Vordringen der Wüste, die Verseuchung der Böden und den Zusammenbruch der alten Industrien leiden.

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