Überblick
China gilt als größter CO<sub>2</sub>-Emittent, gleichzeitig als größter Investor in erneuerbare Energien. Energiesicherheit hat bei steigendem Bedarf oberste Priorität. Nach wie vor wird der Ausbau von Kohlekraftwerken vorangetrieben. Gleichzeitig soll die Dekarbonisierung der Wirtschaft vorangetrieben werden – ein Spagat, der schwierig zu bewältigen scheint.Stromerzeugung
Die Volksrepublik China gilt als jener Staat mit dem größten Potenzial zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien. Der Stromverbrauch (2021: 8 400 TWh) ist jedoch enorm hoch. Die USA, der zweitgrößte Stromverbraucher weltweit, kamen 2021 auf 3 979 TWh, Deutschland auf 514 TWh.
Ende 2021 betrug der Anteil erneuerbarer Energie (ohne Kernenergie) an der Stromerzeugung Chinas 28 Prozent (rund 2 500 TWh). Bis 2025 will das Land 50 Prozent der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien decken. Zwischen 2020 und 2025 soll die Stromerzeugung aus Wind- und Sonnenenergie verdoppelt werden. 2021 wurden fast 330 TWh in Solarparks erzeugt, 656 TWh durch Windparks. In Bezug auf die Nutzung der Windenergie nimmt die Volksrepublik weltweit eine Spitzenposition ein. Rund 50 Prozent der weltweit installierten Offshore-Windenergieanlagen sind vor der Küste Chinas aufgebaut. 1 340 TWh wurden in Wasserkraftwerken erzeugt, das größte darunter ist die Drei-Schluchten-Talsperre im Jangtsekiang.
Die lange unerschlossene Gebirgsregion im Osten Tibets und in Yunnan, wo vier der Ströme Ostasiens – Irawadi, Saluen (Nu Jiang), Mekong und Jangtsekiang (Jinsha Jiang) – auf weite Strecken dicht parallel mit großem Gefälle in tiefen Kerbtälern nebeneinanderher verlaufen, ist ein neuer Entwicklungsraum für große chinesische Wasserkraftprojekte.
Betrachtet man den chinesischen Strommix gesamt, so zeigt sich, dass nach wie vor 67 Prozent des Stroms von thermischen Kraftwerken (davon 90 Prozent Kohlekraftwerke) erzeugt werden. 5 Prozent werden durch Kernkraftwerke erzeugt. China verfolgt ein „Dual-Carbon“-Ziel: Bis 2030 sollen die CO<sub>2</sub>-Emissionen ihren Höhepunkt erreichen, bis 2060 will das Land klimaneutral sein. Bis dahin hat China noch viel Arbeit vor sich.
Grüne Mauer
Neben der Stromversorgung zeigt die Karte umweltrelevante Themen wie die Ausbreitung der Wüsten. Desertifikation (s. 271.3) ist in China bereits seit Jahrzehnten ein zunehmendes Problem, insbesondere im Norden des Landes, an der Grenze zu den Wüsten. Die Abholzung der Wälder, Überweidung und ein hoher Wasserverbrauch sind die Hauptgründe für diese Entwicklung. Die Folgen sind die Zerstörung der Vegetation durch Winderosion, Wassererosion und die zunehmende Versalzung der Böden. Eine weitere Folge ist die Zunahme der Sandstürme (man spricht vom „Gelben Drachen), die den Wüstensand aus dem Westen und Norden des Landes bis in die Ballungszentren, insbesondere auch in die Hauptstadt Peking, tragen und dort das öffentliche Leben massiv beeinträchtigen und akute Atemwegsprobleme bei der Bevölkerung auslösen.
Als Gegenmaßnahme wurde bereits in den 1970er-Jahren mit dem Bau der Großen Grünen Mauer begonnen. Der Name ist angelehnt an die Große Mauer, die einst der Verteidigung gegen die Mongolen diente. Die Große Grüne Mauer gilt als das größte Aufforstungsprogramm weltweit. Auf einer Länge von 4 500 Kilometern entsteht neuer Wald. Bis zum Projektende soll eine Fläche von 400 000 km2 bewaldet sein – eine Fläche größer als die Deutschlands. Erfolge der Maßnahmen sind bereits sichtbar: Seit den 1970er-Jahren hat sich Chinas Waldfläche verdoppelt. Manche der Baumpflanzaktionen zeigten bislang jedoch noch nicht die gewünschten Effekte. Die Projektkosten betragen pro Jahr 5 Milliarden Euro. Bis 2050 soll das Projekt abgeschlossen sein.