Cloppenburg/Vechta - Agrartechnologie für Veredelungswirtschaft

Deutschland - Landwirtschaftliche Betriebe
978-3-14-100900-2 | Seite 60 | Abb. 5| Maßstab 1 : 500000

Überblick

Die Karte zeigt das Oldenburger Münsterland in den Landkreisen Cloppenburg und Vechta. Durch die räumliche Nachbarschaft von Primärproduzenten, vor- und nachgelagerten Industrien und wissenschaftlichen Einrichtungen ist hier in den vergangenen Jahrzehnten ein international bedeutsames Agribusiness-Cluster entstanden.

Oldenburger Münsterland

Das Oldenburger Münsterland weist für einen ländlichen Raum ein beachtliches Wirtschaftswachstum, eine geringe Arbeitslosigkeit (4,3 Prozent in Cloppenburg, 3,9 Prozent in Vechta, Stand 2019) und eine überaus dynamische Bevölkerungsentwicklung (Bevölkerungsdichte von 120 Einw/km² in Cloppenburg und 174 in Vechta, Stand 2019) auf. Generell ist die Agrar- und Ernährungswirtschaft in der Region stark vertreten, besondere Spezialisierungen lassen sich aber in den Bereichen Geflügel- und Schweinehaltung sowie Agrartechnik und Futtermittelindustrie feststellen.

Wirtschaftswunder sorgte für Aufschwung

Der Aufschwung begann bereits in der Zeit des „Wirtschaftswunders“ in den 1950er-Jahren. Landwirtschaftliche Produkte konnten nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gehandelt werden und die Einfuhr größerer Mengen an Futtermitteln über die Hafenstädte ermöglichten die Ausweitung der Viehbestände. Gleichzeitig stieg in Deutschland die Nachfrage nach tierischen Produkten. Von besonderer Bedeutung für das Agrarzentrum war der Ausbau der Bundesautobahn 1 (A1), welcher die schnelle Anbindung an die Hafenstädte ermöglichte.

Die enge räumliche Nachbarschaft von Primärproduzenten, vor- und nachgelagerten Industrien (z. B. Pflanzenbau, Tierhaltung, Großhandel) und wissenschaftlichen Einrichtungen hat zu Synergieeffekten geführt, die einen Selbstverstärkungsprozess ausgelöst und in Gang gehalten haben. Beiderseits der Autobahn A1 ist in den Landkreisen Cloppenburg und Vechta auf diese Weise eine Art agrartechnologisches „Silicon Valley“ für die tierische Veredelungswirtschaft entstanden – ein international ausgerichtetes Agribusiness-Cluster. Die Nutztierbestände sind über Jahrzehnte hinweg stark angestiegen, vor allem bei Schweinen und Geflügel. Hier lagen die Zahlen in beiden Landkreisen 2019 bei jeweils über 1,6 bzw. 12 Millionen Tieren. Einige der regionalen Unternehmen sind mittlerweile zu europa- oder gar weltweiten Marktführern in ihrem jeweiligen Segment (z. B. Eiproduktion, Stalltechnik, Landmaschinen) aufgestiegen.

Kritik an der Nachhaltigkeit

Die erfolgreiche Entwicklung des Oldenburger Münsterlandes wird von gravierenden Nachhaltigkeitsdefiziten begleitet. Boden und Grundwasser sind stark mit Nährstoffen belastet – eine Folge der großen Anzahl an Nutztieren auf relativ engem Raum. Die räumliche Konzentration von Stall- und Biogasanlagen sowie die Landbewirtschaftung führen zudem zu erheblichen Emissionen von Kohlendioxid und Methan, die mit zum Klimawandel beitragen. In politischen Kreisen wird daher diskutiert, die Tierbestände in den Regionen mit intensiver Tierhaltung zu reduzieren.

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