Deutschland - Altersstruktur 2040

Deutschland - Bevölkerungsstruktur und -dynamik
978-3-14-100900-2 | Seite 85 | Abb. 4| Maßstab 1 : 7000000

Überblick

Eine der zentralen Komponenten des demographischen Wandels ist die Alterung der Gesellschaft, die sich bundesweit seit Jahrzehnten beobachten lässt. Auslöser dieses Prozesses war in Deutschland der drastische Geburtenrückgang zwischen Mitte der 1960er- und 1970er-Jahre unter das für den Ersatz der Elterngeneration notwendige Niveau. Seither sinkt der Anteil junger Menschen an der Gesamtbevölkerung weiter von Generation zu Generation (da immer weniger Menschen eine ganz leicht sinkende Zahl an Kindern bekommen), während umgekehrt der Anteil der älteren Menschen steigt. Dies wird durch die Zunahme der allgemeinen Lebenserwartung infolge eines gesünderen Lebensstils und medizintechnischen Fortschritts maßgeblich verstärkt, ebenso wie durch Abwanderung vor allem von jungen Menschen sowie die internationale, ebenfalls vergleichsweise altersjunge Zuwanderung, wovon in beiden Fällen in erster Linie die Verdichtungsräume und ihr Umland profitieren.

Ursachen des Ost-West-Gefälles

Die Karte über die prognostizierte Alterszusammensetzung der deutschen Bevölkerung 2040 weist eine hohe Korrelation zu Bevölkerungsveränderung 2017–2040 (s. 85.3) auf. Bis 2040 wird hinsichtlich der Altersstruktur in Deutschland ein starker Ost-West-Gegensatz erwartet, mit einer starken, flächendeckenden „Überalterung“ im Osten außerhalb der wesentlichen Verdichtungsräume. Dieses Phänomen ist vergleichsweise neu, denn zum Zeitpunkt der deutschen Wiedervereinigung war die ostdeutsche Bevölkerung im Durchschnitt noch jünger als die westdeutsche. Doch die altersselektive Binnenwanderung von netto ca. 1,2 Millionen überwiegend jungen Menschen seit 1990 aus den neuen in die alten Bundesländer, ohne Ausgleich durch eine verstärkte internationale Zuwanderung, führte zu einem beschleunigten Alterungsprozess in den neuen Ländern mit wenigen Ausnahmen wie Dresden, Leipzig, einigen wenigen weiteren Großstädten und dem Umland von Berlin. Dieser wird sich bis 2040 weiter fortsetzen und verstetigen. Demgegenüber wird der Anteil der unter 20-Jährigen in einigen Regionen Westdeutschland  – insbesondere in Teilen von Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg – überdurchschnittlich zunehmen. Diese Regionen mit Wanderungsgewinnen profitieren vor allem vom Zuzug junger, gut ausgebildeter Menschen und Familien aus wirtschaftlich schwachen Gebieten im In- und Ausland.

Wanderungsmuster im Westen

Auch in den westdeutschen Bundesländern haben einige Regionen eine stärker gealterte Bevölkerung zu erwarteten. Dieses Phänomen ist neben dem (in erster Linie kulturell) bedingten Geburtenrückgang Ende der 1960er- und zu Beginn der 1970er-Jahre vor allem ein Resultat langlebiger Wanderungsmuster. Regionen mit wirtschaftsstrukturellen Problemen und einer langen, altersselektiven Abwanderungstradition, besonders unter jungen Menschen, erleben ähnliche Geburtenausfälle, wie sie im Osten nach der Wende zustande kamen. Im altindustrialisierten Verdichtungsraum Saarland sowie in strukturschwachen ländlichen Regionen – etwa in Teilen von Rheinland-Pfalz und Hessen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein sowie an der Grenze zu Tschechien – werden diese Spätfolgen von Wanderungsbewegungen in einer stark alternden Bevölkerung besonders deutlich zum Tragen kommen, ganz ähnlich wie es am Beispiel des an der Oder gelegenen Ortes Hohensaaten in Brandenburg nachvollzogen werden kann (s. 85.8 und 84.6).

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