Deutschland - Ausländische Bevölkerung

Deutschland - Bevölkerungsstruktur und -dynamik
978-3-14-100900-2 | Seite 84 | Abb. 1| Maßstab 1 : 7000000

Überblick

Im Jahr 2020 lebten in Deutschland insgesamt 20 Mio. Menschen mit einem Migrationshintergrund. Sie haben einen wesentlichen Anteil daran, dass die Bevölkerungszahl auch in den vergangenen Jahren gewachsen ist – trotz Schrumpfungstendenzen bei der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund (s. 84.2, Natürlicher Bevölkerungssaldo). Viele Prognosen gehen davon aus, dass ihr Anteil mittelfristig weiter steigen wird.

Aktuelle Tendenzen

68 Prozent der Personen mit Migrationshintergrund waren Stand 2020 selbst zugewandert (hatten also eigene Migrationserfahrung), bei 32 Prozent handelte es sich um in Deutschland geborene Personen mit mindestens einem im gleichen Haushalt lebenden Elternteil mit eigener Migrationserfahrung. Mehr als die Hälfte (52 Prozent) dieser Bevölkerungsgruppe waren Deutsche (darunter Eingebürgerte, Aussiedler und Spätaussiedler, Nachkommen der vorgenannten Personengruppen usw.), die Übrigen (48 Prozent) waren Ausländerinnen und Ausländer. Die Zahl der Menschen mit Migrationshintergrund ist von 2005 bis 2020 um 6,6 Millionen Menschen gestiegen; lag ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung 2005 noch bei 17,9 Prozent, stieg er bis 2020 auf 24,0 Prozent. Ursächlich für diese relativ starke prozentuale Zunahme sind zwei gegenläufige Tendenzen: Während die Bevölkerung mit Migrationshintergrund in den vergangenen Jahren durch Zuzug und Geburten gewachsen ist, gibt es bei der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund Schrumpfungstendenzen (s. 85.3, Veränderung der Einwohnerzahl 2017–2040).

Verteilung nach Ländern

Die Karte zeigt, dass der Anteil der ausländischen Bevölkerung (also jene 48 % der Bevölkerung mit Migrationshintergrund, die keine deutsche Staatsangehörigkeit haben) im Osten deutlich kleiner ist als im Westen. Vor allem in ländlich geprägten, peripheren Regionen mit tendenziell geringerer Wirtschafts- und regressiver Bevölkerungsdynamik ist er verschwindend gering.

Rund 94,8 Prozent aller Personen mit Migrationshintergrund leben in Westdeutschland oder in Berlin. Räumliche Schwerpunkte finden sich sowohl im äußersten Westen als auch im Süden; sie sind noch immer weitgehend identisch mit den ehemals stark industrialisierten Städten und Regionen, in denen wegen des Arbeitskräftemangels infolge des Wirtschaftswunders der 1950iger Jahre sogenannte „Gastarbeiter“ aus Südeuropa und der Türkei angeworben wurden.

Entsprechend war der Anteil der ausländischen Personen an der Gesamtbevölkerung der Bundesländer im Jahr 2020 in den Stadtstaaten Berlin (19,6 Prozent) und Bremen (19,0 Prozent) am größten. Das Flächenland Hessen lag knapp vor Hamburg (16,9 bzw. 16,8 Prozent). Es folgten Baden-Württemberg (16,1 Prozent), Nordrhein-Westfalen (13,8 Prozent) und Bayern (13,7 Prozent). Am niedrigsten ist der Ausländeranteil an der Gesamtbevölkerung in den ostdeutschen Bundesländern. Die Werte lagen im Jahr 2020 zwischen 4,8 Prozent in Mecklenburg-Vorpommern und 5,4 Prozent in Thüringen. In Ostdeutschland (ohne Berlin) lag der Anteil der Ausländerinnen und Ausländer an der Gesamtbevölkerung im Jahr 2020 bei 5,2 Prozent. In Westdeutschland (ohne Bremen und Hamburg) lag er im selben Jahr bei 13,6 Prozent und in den Stadtstaaten bei 18,7 Prozent.

Auf Gemeindeebene gilt, dass, je größer die Einwohnerzahl der Gemeinde ist, desto größer ist tendenziell auch der ausländische Anteil an der Gesamtbevölkerung. Während er in Gemeinden mit einer Bevölkerung von weniger als 2 000 Menschen im Jahr 2020 bei 4,3 Prozent lag, gehörte in den Gemeinden mit 20 000 bis 50 000 Personen rund jede achte Person zur ausländischen Bevölkerung (12,7 Prozent). In den Gemeinden mit einer Bevölkerung von 500 000 Personen und mehr lag der entsprechende Anteil bei knapp einem Fünftel (19,5 Prozent).

Herkunftsländer der Migranten

Für die meisten Personen mit Migrationshintergrund lässt sich das Herkunftsland eindeutig bestimmen. Dafür wird bei Personen, die im Ausland geboren sind, ihr Geburtsstaat ausgewiesen. Bei Personen, die in Deutschland geboren sind, wird das Geburtsland der Eltern für die Zuordnung herangezogen. Nicht möglich ist die eindeutige Bestimmung der Herkunft für in Deutschland geborene Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit, deren Eltern unterschiedliche nichtdeutsche Geburtsländer haben.

34 Prozent aller Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland stammen demnach aus der Europäischen Union. Nach Ländern gerechnet kommt die Türkei mit 13 Prozent als Herkunftsland am häufigsten vor. Eine wichtige Rolle spielen auch die Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion. So nehmen beispielsweise Russland und Kasachstan gemeinsam elf Prozent ein. Rund sieben Prozent sind hingegen als Bürgerkriegsflüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien nach Deutschland gelangt.

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