Deutschland - Grundwasser und Trinkwasser

Deutschland - Umwelt und Naturgefahren
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Überblick

Trinkwasser wird in Deutschland zu rund 70 Prozent aus Grundwasser, das vor allem aus Brunnen gewonnen wird, und Quellwasser gewonnen. Der Rest stammt aus Oberflächenwasser, zu etwa 13 Prozent aus Seen, Flüssen und Talsperren, zu 17 Prozent aus Uferfiltrat. Grund- und Oberflächenwasser werden durch Aufbereitung und Reinigung in genießbares Trinkwasser umgewandelt.

Grundwasservorkommen

Deutschland verfügt dank noch ergiebiger Niederschläge und günstiger hydrogeologischer Voraussetzungen über große Grundwasservorkommen. Allerdings ist in den Trockenjahren 2018 bis 2020 und wieder 2022 der Grundwasserstand in einigen Regionen Deutschlands spürbar gesunken.

In der Beschaffenheit unterscheidet sich das Grundwasser in Deutschland je nach Region ganz erheblich und schmeckt auch unterschiedlich. Der Hydrologische Atlas der Bundesrepublik Deutschland weist die hydrogeologischen Regionen Küste, Flachland und Lockergesteinsregion, Mittelgebirge sowie Alpen und Voralpen aus. Die Region „Küste“ steht unter dem Einfluss von Nord- und Ostsee und weist nur wenige nutzbare Grundwasserkörper auf. Die hydrogeologische Region „Flachland und Lockergesteinsregion“ nimmt weite Teile Nord- und Süddeutschlands ein und verfügt über ergiebige Grundwasservorkommen, ganz im Gegensatz zu den deutschen Mittelgebirgen und den Alpen. Das Alpenvorland verfügt wiederum über große Grundwasservorkommen.

Trinkwasserversorgung

Grundwasser ist die wesentliche Ressource für die Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser. Jährlich werden rund 3,6 Mrd. km3 für die Trinkwasserversorgung entnommen. Grundwasser wird daneben von der Landwirtschaft, der Industrie und der Energiewirtschaft verwendet. Insgesamt werden pro Jahr etwa 6 Mrd. km3 Grundwasser genutzt. Für die Trinkwassergewinnung besonders geeignet sind Porengrundwasserleiter. Das sind Gesteinskörper, deren Hohlräume aus miteinander verbundenen Poren gebildet werden, die Grundwasser gut weiterleiten können. Außerdem besitzen sie bei einem hohen Speichervermögen eine geringe Grundwasserfließgeschwindigkeit und können das Grundwasser gut filtern.

Solche ergiebigen Porengrundwasserleiter kommen in Deutschland auf etwa 40 Prozent der Landesfläche vor. In diesen Regionen finden sich die meisten öffentlichen Wasserwerke. Diese Brunnen treten gehäuft in den Bundesländern Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein, dem Saarland, entlang des Niederrheins und des Oberrheins sowie im Alpenvorland auf. Auf Talsperrenwasser muss in Regionen mit Festgesteinsbereichen, also in den Mittelgebirgen und in den Alpen, zurückgegriffen werden, die nur unbedeutende Grundwasservorkommen besitzen. Zahlreiche Talsperren gibt es in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Sachsen, Thüringen und im Harz.

Fernwasserversorgung

Um trotz der ungleichen Wasserverfügbarkeit eine landesweite Trinkwasserversorgung in Deutschland zu gewährleisten, existiert die Fernwasserversorgung. Durch überregionale Leitungsnetze werden insbesondere Wassermangelgebiete mit Wasser aus Überschussgebieten versorgt. Eine wichtige Rolle spielt im Süden Deutschlands der Zweckverband Bodensee-Wasserversorgung. Er bedient sich der Seewasserentnahmen. Dabei wird dem Bodensee Rohwasser aus 60 Metern Tiefe entnommen, danach aufbereitet und in das Leitungsnetz gepumpt. Der Zweckverband Bodensee-Wasserversorgung beliefert 183 kommunale Mitglieder mit rund 137 Mio. km3 Trinkwasser und versorgt so rund vier Millionen Menschen in Baden-Württemberg mit Trinkwasser aus dem Bodensee.

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