Deutschland - Landwirtschaft

Deutschland - Landwirtschaft und Forstwirtschaft
978-3-14-100900-2 | Seite 58 | Abb. 1| Maßstab 1 : 3500000

Überblick

Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Land- und Forstwirtschaft hat in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten abgenommen. Während 1970 noch etwa 9 Prozent aller Erwerbstätigen in Deutschland in Land- und Forstwirtschaft oder Fischerei beschäftigt waren, waren es 2021 nur noch 1,2 Prozent. Der Beitrag zur Bruttowertschöpfung fiel im selben Zeitraum von 2,9 auf 0,9 Prozent. Und doch ist die Landwirtschaft von nicht unerheblicher Bedeutung. Da 50,5 Prozent (2021) der Landesfläche (357 138 km²) agrarisch genutzt werden, ist das Erscheinungsbild Deutschlands stark durch agrarische Bewirtschaftungsformen geprägt.

Bedeutung der Landwirtschaft

Die deutsche Landwirtschaft ist international ein bedeutender Akteur: Nach Angaben der Welthandelsorganisation WTO belegte Deutschland 2021 im Ranking der größten Agrarexporteure den dritten Platz nach den USA und China; die wichtigste Exportgüter sind Getreide, Ölsaaten, Milch und Milcherzeugnisse sowie Fleisch und Fleischerzeugnisse. Innerhalb der EU liegt Deutschland bei der Schweinefleischerzeugung hinter Spanien an zweiter Stelle. Darüber hinaus stieg in den letzten Jahren die Bedeutung der Landwirtschaft als Lieferant von Rohstoffen, die zur Energiegewinnung genutzt werden.

Produktionsstruktur und Agrarpolitik

Die Produktionsstruktur weist innerhalb Deutschlands große regionale Unterschiede auf (s. 60.1). Grund dafür sind mitunter natürliche Gegebenheiten. Einfluss auf die Produktionsstrukturen in Deutschland nimmt auch die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP), die zu den wichtigsten Aufgabenfeldern der europäischen Politik gehört. Ohne diese Subventionen wäre es den meisten Betrieben in Deutschland kaum noch möglich, wirtschaftlich zu überleben (s. 60.2).

Anbauverhältnis einzelner Fruchtarten

Die landwirtschaftliche Nutzfläche in Deutschland besteht im Wesentlichen aus Ackerflächen (ca. 70 %) und Dauergrünland (28 %); die geringen Restflächen verteilen sich auf Rebland, Obstpflanzungen und Baumschulen. Das Ackerland wird vor allem geprägt durch Getreideanbau. Bezogen auf die Ackerfläche dominiert Getreide (Weizen, Gerste, Roggen), gefolgt von Futterpflanzen, Ölsaaten, Hopfen und Tabak, Hackfrüchten, Hülsenfrüchten sowie Gemüse- und Gartengewächsen.

In den vergangenen Jahren wurde der Ölsaatenanbau, insbesondere der von Winterraps, stark ausgedehnt. Diese Entwicklung wurde durch die Züchtung neuer Sorten und die Europäische Agrarpolitik vorangetrieben, die auch auf Stilllegungsflächen den Anbau von Non-Food-Raps für die Produktion von Biodiesel erlaubt.

Der Anbau von Zuckerrüben und Kartoffeln weist deutliche regionale Schwerpunkte auf, weil beide sehr unterschiedliche Ansprüche an den Boden stellen.

Zentren der Viehhaltung in Deutschland

Deutschland gilt als einer der größten Fleischerzeuger in der EU, die Fleischerzeugung war in den letzten Jahren jedoch leicht rückläufig. 2021 wurden 7,62 Mio. Tonnen Fleisch in Deutschland produziert. Die Anzahl der Rinder- und Schweinehalter hat in den vergangenen Jahren deutlich abgenommen, gleichzeitig sind die durchschnittlichen Viehbestände erheblich gestiegen. Die zunehmende Konzentration und die damit einhergehende Rationalisierung der Haltungsverfahren haben die Praxis der tierischen Erzeugung gravierend verändert.

Die Viehwirtschaft in Deutschland ist durch eine starke regionale Konzentration gekennzeichnet. Eines der Zentren der tierischen Erzeugung liegt in Nordwestdeutschland (vgl. 60.5), wo sich eine Zone intensiver Schweinehaltung herausgebildet hat. Auch die Geflügelhaltung ist in diesen Regionen sehr verbreitet.

Regional weniger konzentriert ist die Rinderhaltung. Schwerpunkte sind im früheren Bundesgebiet vor allem Regionen mit Grünlandstandorten. Hierzu gehören das voralpine Hügelland sowie Mittelgebirgsstandorte, das Weser-Ems-Gebiet und die ertragsschwachen Grünlandstandorte in Schleswig-Holstein. In den neuen Ländern ist die regionale Konzentration insgesamt weniger ausgeprägt, dafür ist eine stärkere Tendenz zu größeren Betrieben zu beobachten.

Industrialisierung der Landwirtschaft

Die Flächennutzung der landwirtschaftlichen Betriebe hat sich in den vergangenen Jahrzehnten durch veränderte Maschinen und Anbaumethoden sowie durch betriebliche Spezialisierung stark verändert. Die Fruchtfolgen früherer Zeiten sind im Allgemeinen organisierenden Fruchtwechseln mit zwei- bis dreigliedrigen Fruchtfolgen gewichen. Die Schlaggrößen wurden durch Flächentausch und -zusammenlegung deutlich ausgeweitet. Diese Entwicklung wurde begleitet von einer Tendenz zu Monokulturen und zur „Ausräumung“ der Agrarlandschaft durch Beseitigung von Landschaftsstrukturelementen. Gleichzeitig ist es durch den Einsatz von Handelsdüngern und Pflanzenschutzmitteln zu einer Intensitätssteigerung im Anbau gekommen.

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