Deutschland - Landwirtschaftliche Betriebssysteme

Deutschland - Landwirtschaftliche Betriebe
978-3-14-100900-2 | Seite 60 | Abb. 1| Maßstab 1 : 7000000

Überblick

Landwirtschaftliche Betriebe werden je nach Zweck und Betrachtungsweise in ganz unterschiedliche Gruppen unterteilt, wobei als Unterscheidungsmerkmal sowohl betriebswirtschaftliche als auch organisatorische oder inhaltliche Gesichtspunkte eine Rolle spielen können.

Klassifizierung landwirtschaftlicher Betriebe

Landwirtschaftliche Betriebe können anhand verschiedener Kriterien klassifiziert werden. Dazu gehören unter anderem die Betriebsform (Produktionsstruktur und Spezialisierungsgrad), die Erwerbsform (Haupterwerb oder Nebenerwerb), die Rechtsform (Einzelunternehmen, Personengesellschaft, Kapitalgesellschaft), die Bewirtschaftungsform (konventionelle oder ökologische Bewirtschaftung), die Eigentumsstruktur (Eigentümer- oder Pachtbetrieb), die Größenklassen (landwirtschaftlich genutzte Fläche, Umsatz, Standardbetriebseinkommen) und die Arbeitsverfassung (Fremd- oder Familienarbeitskräfte).

Nach ihrer wirtschaftlichen Ausrichtung oder ihrem Produktionsschwerpunkt beziehungsweise dem Grad der Spezialisierung gliedern sich landwirtschaftliche Betriebe in Ackerbaubetriebe (Getreide, Gemüse etc.), Dauerkulturbetriebe (v. a. Wein- und Obstbau), Gartenbaubetriebe (Gemüse/Erdbeeren im Freiland, Blumen, Baumschulen etc.), Futterbau mit Weidevieh (Futterhackfrüchte, Heu und Weidevieh), Futterbau und Veredelung (Futterbau und Ferkel/Zuchtsauen/Masthühner/Legehennen etc.).

Um in eine dieser Kategorien eingeordnet zu werden, müssen die Betriebe einen gewissen Spezialisierungsgrad aufweisen, das heißt, mindestens 50 Prozent der Einkommensbeiträge müssen aus der jeweiligen Kategorie stammen. Anderenfalls wird das Unternehmen als landwirtschaftlicher Gemischtbetrieb klassifiziert.

Produktionsschwerpunkte und Größenklassen

Auf der Karte ist deutlich zu erkennen, dass der Anteil der Ackerbaubetriebe (mit und ohne Futterbau) in Ostdeutschland relativ hoch, der Anteil an Veredlungs- und Dauerkulturbetrieben hingegen relativ niedrig ist; die durchschnittliche Betriebsgröße liegt nahezu flächendeckend über dem westdeutschen Vergleichswert. Zentren des Ackerbaus in Westdeutschland sind zum Beispiel die Oberrheinische Tiefebene, das niederbayrische Dungau und der Kölner Raum. Der vergleichsweise hohe Anteil an Dauerkulturbetrieben, zum Beispiel in Rheinland-Pfalz, ist vor allem auf den verbreiteten Weinbau zurückzuführen.

Einkommenspotenzial und Flächenausstattung sind bei den Ackerbaubetrieben im Vergleich zu anderen Betriebsformen durchschnittlich am größten, dafür ist der flächenbezogene Arbeitskräftebesatz deutlich niedriger als bei Viehhaltungs- und Dauerkulturbetrieben. Letztere zeichnen sich typischerweise durch eine geringe Flächenausstattung bei gleichzeitig hohem Arbeitskräftebestand aus; ein ausreichendes Einkommen erzielen Dauerkulturbetriebe im Wein- und Obstbau durch die hohe Flächenproduktivität.

Landwirtschaft und Umwelt

Intensive Landwirtschaft kann erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt haben. Der Einsatz von Maschinen zur Bodenbearbeitung und Ernte sowie von Pflanzenschutz- und Düngemitteln beeinflussen den Boden, das Wasser, die Luft und die in der Agrarlandschaft lebenden Tiere und Pflanzen. Die intensive Stickstoffdüngung (organisch und mineralisch) ist Verursacher klimaschädlicher Treibhausgase, führt zu Nitratbelastungen des Grundwassers und trägt zur Nährstoffüberversorgung (⁠Eutrophierung⁠) von Flüssen, Seen und Meeren bei.

Die Politik hat auf vielfältige Weise auf diese Probleme reagiert. Beispiele hierfür sind die Ausweisung von FFH-Schutzgebieten (Flora-Fauna-Habitat, 1992) zur Schaffung eines zusammenhängenden Netzes von Naturschutzgebieten (Natura 2000) oder die Düngeverordnung. Auch die EU Kommission zielt mit ihrer im Mai 2020 veröffentlichten „Farm-to-Fork-Strategie“ darauf ab, das europäische Lebensmittelsystem in verschiedenen Dimensionen nachhaltiger zu gestalten. Die Strategie und ist Teil des europäischen „Green Deal“. Das Ziel einer nachhaltig gestalteten Landwirtschaft muss es sein, Umweltbelastungen zu minimieren, Kulturlandschaften zu erhalten und gleichzeitig die regionale Entwicklung zu fördern.

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