Deutschland - Zusätzliche Einkommensquellen in der Landwirtschaft

Deutschland - Landwirtschaftliche Betriebe
978-3-14-100900-2 | Seite 60 | Abb. 2| Maßstab 1 : 7000000

Überblick

Der Strukturwandel in der Landwirtschaft und Einkommensverluste im Kerngeschäft haben viele landwirtschaftliche Betriebe vor erhebliche Probleme gestellt. Die Erschließung neuer Einkommensquellen war häufig das einzige Mittel, ihre Existenz langfristig zu sichern.

Bei der 2020 bundesweit durchgeführten Landwirtschaftszählung waren laut dem Statistischen Bundesamt 111 700 von insgesamt 263 500 erfassten Betrieben auf nichtlandwirtschaftliche Nebeneinkünfte angewiesen; das entspricht einem Anteil von 42 Prozent. Die Erfolgsaussichten solcher Diversifizierungsbemühungen hängen sowohl von den Gegebenheiten des jeweiligen Betriebes, als auch vom vorhandenen Umfeld ab. Wichtige Faktoren sind etwa das naturräumliche Potenzial, die Lage und Größe des nächstliegenden Ortes und die verkehrstechnische Anbindung an urbane Zentren.

Die häufigsten alternativen Einkommensquellen

2020 waren die beiden mit Abstand wichtigsten nichtlandwirtschaftlichen Einkommensquellen die Forstwirtschaft und die Erzeugung erneuerbarer Energien. Sie waren für 34 Prozent bzw. knapp 31 Prozent der Betriebe die wichtigsten zusätzlichen Einkommensquellen. Die Erzeugung erneuerbarer Energien hat seit dem Inkrafttreten des Erneuerbare-Energien-Gesetzes im Jahre 2000 stark an Bedeutung gewonnen, insbesondere in den Sparten Solar-, Wind- und Bioenergie, und stellte bei der vorherigen Erhebung 2010 noch das mit Abstand wichtigste Zusatzeinkommen dar. Seitdem hat allerdings eine Verschiebung zugunsten der Forstwirtschaft stattgefunden, welche insbesondere in Bayern, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen zu beobachten ist.

Auf Position drei lagen 2020 die Arbeiten für andere landwirtschaftliche Betriebe – mit immerhin 27 Prozent im Vergleich zu 18 Prozent vor 10 Jahren. Ein weiteres wichtiges Standbein ist für viele Betriebe die Direktvermarktung und die eigene Verarbeitung von Agrarprodukten. Etwa 18 Prozent der Betriebe engagiert sich in diesem Bereich. Vorteile der Direktvermarktung sind die durch den Wegfall von Zwischenhändlern verbesserte Gewinnspanne, eine höhere Qualität und Frische, Transparenz (z. B. im Hinblick auf die Tierhaltung) und eine starke Kundenbindung. Nachteile sind die stark erhöhte Arbeitsintensität und Schwierigkeiten bei der Werbung von Neukunden bzw. der Erschließung von Absatzgebieten.

Agrotourismus gewinnt an Bedeutung

Eine weitere Nebenerwerbsquelle ist der Agrotourismus, der Urlaub auf dem Bauernhof. Seine Kerngebiete liegen in den klassischen deutschen Tourismusregionen an der Ostseeküste und im Alpenraum, doch auch in vielen anderen Landesteilen gewinnt er zunehmend an Bedeutung. Die touristische Nutzung kann von der Tatsache profitieren, dass sich viele Höfe durch Lage, Grundstück und vorhandene Wirtschaftsgebäude hervorragend für eine Umnutzung eignen.

Landwirtschaftliche Betriebe, die sich durch Pferdehaltung ein zusätzliches Einkommen sichern, haben ebenfalls stark zugenommen und nahmen 2020 einen Anteil von 14 Prozent ein. Allerdings ist diese Art der Nutzung stark standortabhängig und im Wesentlichen auf das Einzugsgebiet der großen Ballungszentren konzentriert.

Hinzu kommen weitere alternative Einkommensquellen, deren Bedeutung aber nicht mit den angeführten Beispielen mithalten können. Dazu zählen etwa die Fischwirtschaft oder das Handwerk.

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