Überblick
Der citynahe, unmittelbar hinter dem Hauptbahnhof gelegene Stadtteil Oberbilk ist das älteste Industrie- und Arbeiterviertel Düsseldorfs. Eisenverarbeitende Industrien im Norden und Osten mit Stahl-, Röhren- und Kesselwerken prägten dieses Viertel von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die 1980er-Jahre hinein. Etwa ab der Mitte der 1960er-Jahre zogen verstärkt Arbeitsmigranten aus dem mediterranen Raum in das baulich vernachlässigte Viertel, wo sie zunächst noch in den alten Industriebetrieben Arbeit fanden. Die Deindustrialisierung führte jedoch seit den 1970er-Jahren zur Schließung aller großer Industriebetriebe und machte ein Drittel der Stadtteilfläche innerhalb des Gleisdreiecks für neue Nutzungen, vornehmlich im tertiären Sektor, frei.
Nationalitäten in Oberbilk
Nach der Deindustrialisierung Oberbilks blieben viele Migrierte bzw. deren Nachkommen im Viertel. In den 1990er-Jahren kamen im Zuge der globalen ökonomischen und politischen Veränderungen weitere Nationalitäten hinzu, etwa aus Polen und den GUS-Staaten, aber auch aus Afrika und Asien. Dadurch lebten phasenweise Menschen aus fast 150 Nationen im Stadtteil Oberbilk. Dessen Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund liegt mit 36,6 Prozent (Stand: 2020) deutlich über dem Durchschnitt Düsseldorfs.
Der Unterschied zwischen „Ausländern“ und „Menschen mit Migrationshintergrund“ in der Erfassung statistischer Daten ist definitorischer Art. Zur Erfassung der Zuwanderungsbevölkerung wurde über viele Jahre ausschließlich das Merkmal der Staatsangehörigkeit verwendet. Weil aber die traditionelle Unterscheidung zwischen „deutsch“ und „nichtdeutsch“ in den letzten Jahren durch den Zuzug von Aussiedlern und Spätaussiedlern und die Einführung der doppelten Staatsangehörigkeit zunehmend an Aussagekraft verloren hat, hat sich ab Mitte der 2000er-Jahre bei der statistischen Erfassung der Zuwanderungsbevölkerung das Konzept der „Personen mit Migrationshintergrund“ durchgesetzt, das alle Zuwanderer seit 1949 und deren Nachkommen erfasst. Danach hatten 2021 in Oberbilk mehr als die Hälfte der Wohnbevölkerung von 31 000 einen Migrationshintergrund. Zu den wichtigsten Herkunftsländern zählten die Türkei, Marokko und Polen.
Differenzierung nach Nationalitäten
Die Vielfalt der Nationalitäten und Herkunftsländer findet auch in der räumlichen Verteilung im Stadtteil ihren Niederschlag. Sie ist geprägt von einem Nebeneinander in einzelnen Baublöcken. Eine räumliche Dominanz einer bestimmten Nationalität ist in Oberbilk nicht zu beobachten.
Seit den 1980er-Jahren hat sich in Oberbilk entlang der traditionellen Geschäftsstraßen des Stadtteils, der Kölner Straße und der unteren Eller Straße, ein vielfältiges Geschäftsleben herausgebildet. Die Karte zeigt eine bemerkenswerte räumliche Differenzierung mit einer Dominanz von marokkanischen Geschäften entlang der unteren Eller Straße und ihren Nebenstraßen und einem bunten Mix an türkischen, marokkanischen und syrischen/libanesischen Geschäften entlang der Kölner Straße. Seit den 1990er-Jahren ist die Angebotsbreite des Geschäftslebens deutlich vielfältiger und zum Teil auch hochrangiger geworden. Auch Ansätze der Gentrifizierung (Zuzug einkommensstärkerer Gruppen und damit einhergehende Verdrängung der bisherigen Wohnbevölkerung, verbunden mit einem starken Anstieg der Mieten und Aufwertung) und des allgemeinen Strukturwandels zugunsten des Dienstleistungssektors sind seit den späten 1980er-Jahren zu beobachten. Sie haben aber bislang nicht in starkem Maße zu Verdrängungsprozessen unter der Bevölkerung mit Migrationshintergrund geführt, sondern beschränken sich auf einige kleinere Gebiete im Stadtteil.