Dubai - Global City

Naher und Mittlerer Osten - Siedlung in der Wüste
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Überblick

In Dubai, der Hauptstadt des gleichnamigen Emirats, liegen Hochhäuser wie eine Fata Morgana am Wüstenrand. Bagger haben im flachen Küstengewässer vor der Stadt die surrealistische Wohnlandschaft der „Jumeirah-Palme“ geschaffen, eine vier Kilometer lange künstliche Insel in Form einer Palme, die die Investoren Anfang der 2000er-Jahre als „achtes Weltwunder“ anpriesen. Sie war nur das erste von mehreren ähnlich ambitionierten Bauprojekten am Persischen Golf.

Jüngste Entwicklungen

Allerdings wurde Dubai, das kaum über Erdölvorkommen verfügt, aber lange als Mekka der Finanz- und Immobilienwirtschaft galt, von der globalen Finanzkrise 2008/2009 hart getroffen. Die Nachfrage nach Luxusimmobilien brach so dramatisch ein, dass mehrere Großprojekte wie die Kunstinseln „The Universe“, „The World“ und die „Deira-Palme“ – mindestens vorläufig – eingestellt werden mussten. Umso wichtiger war für die Stadt der Zuschlag für die Ausrichtung der Expo 2020; von dem Mega-Event erhoffte sich Dubai neue Impulse für die Infrastruktur, das Immobiliengeschäft und den Tourismus. Aufgrund der Corona-Pandemie fand die Expo schließlich von Oktober 2021 bis März 2022 statt.

Stadtgliederung und Architektur

Im Westen des künstlichen Hafens Jebel Ali entsteht das neue Stadtviertel Veneto. Während auf der vorgelagerten künstlichen Insel Jebel-Ali-Palme die Bauarbeiten ruhen, soll das Stadtviertel zeitnah vollendet werden. Nordöstlich der Freihandelszone des Hafens liegt die Aluminiumhütte von Emirates Global Aluminium, die, gemeinsam mit der dazugehörigen Aluminiumhütte in Abu Dhabi mit einer Produktionskapazität von 2,4 Mio. Tonnen zur Weltspitze zählt. Unweit befinden sich drei Wärmekraftwerke und eine Meerwasserentsalzungsanlage. Wasser ist in den Vereinigten Arabischen Emiraten ein knappes Gut, die wenigen natürlichen Quellen reichen bei Weitem nicht aus, den rasant steigenden Bedarf zu decken. Deshalb wird Dubais Süßwasser vorwiegend durch die energieaufwendige Entsalzung von Meerwasser gewonnen. Inzwischen steht das Emirat Dubai mit einem Durchschnittskonsum von 550 Litern pro Kopf und Tag an der Weltspitze im Wasserverbrauch.
Zwischen den Gewerbestandorten von Jebel Ali und dem historischen Siedlungskern erstreckt sich die von Shopping-Malls und Bürohochhäusern internationaler Banken und Handelsdienstleister gesäumte Sheikh Zayed Road, die Hauptverkehrsachse der Stadt. Hier liegt unter anderem die palastartige Mall of the Emirates, eine der größten Shopping-Malls der Welt, die auch eine Skihalle umfasst. Unweit davon befinden sich einige markante architektonische Höhepunkte: die künstliche Lagunenlandschaft der Madinat Jumeirah, direkt daneben das luxuriöse Hotel Burj al-Arab, das Jumeirah Beach Hotel und der gigantische Wolkenkratzer Burj Khalifa, seit seiner Einweihung 2010 mit 828 Metern das höchste Gebäude der Welt.
Inzwischen wurden in Dubai etwa 400 Hochhäuser über 150 m Höhe gebaut; das sind mehr, als in ganz Europa stehen. Neben dem auffälligen Trend zu immer mehr spektakulären Wolkenkratzern sind die vielen bewachten Wohnviertel typisch für das neue Dubai. Nicht alle richten sich an reiche Einheimische und Zuwanderer, sondern es gibt – vor allem in größerer Strandentfernung – auch gated communities für die obere und untere Mittelschicht.

Schienen- und Flugverkehr

Zur Entlastung der chronisch überfüllten Verkehrsstraßen wurden 2009 und 2011 die ersten beiden Linien der Dubai Metro eröffnet. Die erste Linie folgt in ihrem Verlauf der Sheikh Zayed Road und verbindet den Hafen Jebel Ali mit der Altstadt und dem Dubai International Airport (DXB), dem derzeit bedeutendsten Flughafen des Nahen Ostens. Eine zweite Linie bedient die älteren Stadtviertel beiderseits des Dubai Creek. Pläne für weitere Metro-Linien, die z. B. den Al Maktoum International Airport im Südwesten der Stadt anbinden werden, existieren bereits. Der neue Großflughafen wurde 2010 für den Frachtverkehr und 2013 für Passagierverkehr freigegeben. Vorerst dient er primär dem Zweck, den Dubai International Airport zu entlasten, er soll aber zur Logistik- und Luftfrachtdrehscheibe zwischen Europa und Asien und zum größten Flughafen der Welt mit 120 Mio. Fluggästen und einem Umschlag von 12 Mio. Tonnen Luftfracht pro Jahr ausgebaut werden. Schon jetzt ist Dubai unter die Top3 der weltweiten Drehkreuze im Passagierflugverkehr aufgestiegen.

Tourismus und Arbeitsmigration

Dubai ist kein Erdölstaat mehr, dafür galt es lange Zeit als sicherer Ort für die weltweiten Kapitalüberschüsse, insbesondere aus den Nachbarländern. Nach den Erfahrungen mit der Finanzkrise seit 2009 gibt es inzwischen Versuche, die Wirtschaft Dubais durch Förderung der verarbeitenden Wirtschaft und des Handels- und Dienstleistungssektors stärker zu diversifizieren.
In wachsendem Maße trägt der Tourismus zu den Einnahmen bei. Dabei setzt die Stadt auf das angenehme Klima im Winter, die feinsandigen Badestrände am Persischen Golf, eine exzellente Infrastruktur, auf architektonische Highlights und ein reiches Angebot an Geschäfts- und Vergnügungszentren. Die Strategie zahlt sich aus: 2022 besuchten 13 Mio. Reisende Dubai, wobei die meisten internationalen Gäste aus Indien stammten. Weitere wichtige Herkunftsländer sind derzeit Saudi-Arabien, Russland, das Vereinigte Königreich, die USA und Frankreich.
Dubai hatte 2019 eine Bevölkerung von 2,8 Mio., allerdings ist deren Zahl stark schwankend, weil es sich zu 88 Prozent um ausländische Personen handelt: Ausgewanderte wie auch Servicekräfte und Wanderarbeiter. Die wichtigsten Herkunftsländer der Arbeitsmigration nach Dubai sind Indien, Bangladesch, Pakistan, Sri Lanka und die Philippinen. Die Camps der Gastarbeiter, die auf den Großbaustellen der Stadt Beschäftigung finden, meist zu Dumpinglöhnen, liegen versteckt in Industrie- und Gewerbegebieten, weit abseits der touristischen Hauptströme, der Shopping-Malls und Luxuspaläste. NGOs wie Amnesty International haben die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Arbeitsmigranten und -migrantinnen in den Vereinigten Arabischen Emiraten mehrfach kritisiert.

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