Überblick
In den letzten Jahrzehnten ist die Zukunft der globalen Energieversorgung verstärkt in das Zentrum der politischen Debatten gerückt. Grund waren zum einen die wachsende Einsicht, dass die fossilen Energieträger in absehbarer Zeit zur Neige gehen werden, während der Energieverbrauch in nahezu allen Erdregionen, mit Ausnahme einiger Transformationsländer, kontinuierlich angestiegen ist. Vor allem in Staaten mit einer hohen Importabhängigkeit hat das Thema der Versorgungssicherheit dadurch eine starke Aktualität erlangt.
Vorkommen der Energierohstoff
Die bekannten und ausbeutbaren Vorkommen der fossilen Energierohstoffe Stein- und Braunkohle, Erdöl und Erdgas sind weit über die Erde verstreut, mit einem deutlichen Schwerpunkt in der nördlichen Hemisphäre. Der Reichtum dieser Vorkommen hat geologische Gründe und ist damit völlig unabhängig vom heutigen Energieverbrauch des betreffenden Landes. Deshalb sind einige hochindustrialisierte Staaten aufgrund ihres überdurchschnittlich hohen Energieverbrauchs gezwungen, ihren Energiebedarf weitgehend durch Importe aus Entwicklungs- oder Schwellenländern zu decken, wie beispielsweise Deutschland (vgl. 282.2) oder Japan (vgl. 283.3).
Entwicklung des Weltenergieverbrauchs
Nach den Angaben der 1974 ins Leben eingerichteten Internationalen Energieagentur (IEA), der neben den USA und Kanada weitere 28 Staaten, aber nicht Russland angehören, nahm der globale Primärenergieverbrauch in dem Zeitraum von zwischen 1973 und 2019 von 6115 auf 14 486 Millionen Tonnen Öläquivalent zu. Das entspricht einer Steigerung von insgesamt 136,9 Prozent bzw. durchschnittlich 1,9 Prozent pro Jahr. Zu den größten Verbrauchern – gemessen am Primärverbrauch pro Kopf – gehören derzeit die USA und Kanada, Australien, Russland, Saudi-Arabien, einige Golfstaaten, Norwegen, Finnland und Island. Den geringsten Pro-Kopf-Verbrauch haben die Menschen in Afrika, Südamerika und in den Schwellenländern Süd- und Südostasiens. Größte Energieverbraucher in absoluten Zahlen sind China und die USA.
Die Abhängigkeit von den fossilen Energieträgern Erdöl, Erdgas und Kohle ist immer noch sehr groß. Ihr Anteil liegt gegenwärtig bei 80 Prozent, soll aber perspektivisch zurückgehen (2040: 76 %). Erneuerbare Energien weisen hohe Wachstumsraten auf, sie deckten 2019 aber erst 13,8 Prozent des Energiebedarfs. Auf der Basis der gegenwärtigen Trends und unter Berücksichtigung der bereits vereinbarten energiepolitischen Maßnahmen rechnet die IEA bis 2035 mit einem weiteren Anstieg des weltweiten Energiebedarfs um ein Drittel. Verantwortlich für diesen Anstieg wird nach Ansicht der Organisation zu mehr als zwei Dritteln der steigende Energiehunger in Schwellenländern sein, vor allem in China und Indien.
Der wichtigste fossile Energieträger ist derzeit noch das Erdöl. Sein Anteil am Weltenergiemix wird nach Prognosen in den folgenden Jahren zwar sinken, dennoch wird Erdöl auch 2040 noch etwa 28 Prozent des globalen Energiebedarfs decken. Abnehmen wird der Anteil der Kohle, die vor allem in Indien und China noch eine zentrale Rolle bei der Energieversorgung einnimmt. Der Verbrauch von Erdgas wird aufgrund des höheren Preises nur moderat ansteigen. Trotz aller Bemühungen, den Ausstoß von CO2 zu reduzieren, wird der energiebedingte Ausstoß im Jahr 2050 bei rund 42,8 Milliarden Tonnen liegen. Damit wird die Emission von Treibhausgasen bis Mitte des Jahrhunderts um rund 20 Prozent über dem heutigen Niveau liegen.
Importeure und Exporteure
Die größten Erdölförderer weltweit sind nicht notwendig die größten Exporteure, da die Menge des exportierten Energierohstoffs vom Bedarf im eigenen Land abhängig ist. Der mit Abstand größte Erdölimporteur weltweit sind die USA, gefolgt von China, Indien und Japan. Die größten Erdölimporteure der EU sind Deutschland, Italien, Spanien, Frankreich und die Niederlande.
Die wichtigsten Förderländer bei Erdgas sind die USA mit einem Anteil von mehr als 23 Prozent und Russland mit einem Anteil von 17 Prozent. Wie groß die Abhängigkeit vieler Industrienationen vom Import von Energierohstoffen ist, zeigte sich zum Beispiel, als russische Erdgaslieferungen nach Europa wegen des Ukrainekriegs und danach folgender Sanktionen verringert oder ganz unterbrochen wurden.
Der Anteil der Kohle an der Deckung des Weltenergiebedarfs ist zwischen 1970 und 2021 kontinuierlich zurückgegangen. Noch in den 1960er-Jahren der weltweit wichtigste Energieträger vor dem Erdöl, trägt die Kohle rund 27 Prozent zum globalen Energiemix bei. Die größten Fördermengen verzeichnete 2021 die Volksrepublik China gefolgt von Indien, Indonesien, den USA und Australien. Wichtigste Exporteure von Steinkohle waren Australien und Indonesien, während das größte Förderland China weniger als ein Prozent seiner Steinkohle exportiert. Die wichtigsten Abnehmer für Steinkohle sind China, Indien, Japan, Südkorea und Taiwan, gefolgt von Deutschland und der Türkei.