Erde - Human Development Index (HDI)

Erde - Lebensbedingungen
978-3-14-100900-2 | Seite 288 | Abb. 1| Maßstab 1 : 140000000

Überblick

Die Karte zum unterschiedlichen Entwicklungsstand der Länder auf der Erde beruht auf dem vom Weltentwicklungsprogramm (UNDP) der Vereinten Nationen entwickelten Human Development Index (HDI), dem „Index der menschlichen Entwicklung“. Der HDI versucht anhand einer Reihe von Faktoren, den Lebensstandard in verschiedenen Ländern zu erfassen. Er wird seit 1990 jährlich im Weltentwicklungsbericht (Human Development Report, HDR) veröffentlicht.

Lebensbedingungen weltweit

Die Lebensbedingungen sind weltweit sehr verschieden. So weisen im 2022 veröffentlichten HDI-Report, der auf Daten der Jahre 2020 und 2021 beruht, 66 Staaten einen HDI > 0,796 und damit sehr gute Bedingungen auf. In die Kategorie mit schlechten und sehr schlechten Bedingungen (HDI < 0,550) gehören 31 Staaten.

Die Karte zeigt ein ausgeprägtes Entwicklungsgefälle zwischen den OECD-Staaten und vielen Staaten Afrikas und Asiens. Auf dem afrikanischen Kontinent zählen nur wenige Staaten wie Algerien, Libyen, Ägypten, Gabun und Südafrika zu den Ländern mit hohem Entwicklungsstand. Innerhalb Europas gibt es ein West-Ost-Gefälle, der einst deutliche Nord-Süd-Unterschied im Westen des Kontinents ist hingegen verschwunden. Außer den OECD-Staaten weisen nur einzelne Staaten einen sehr hohen Entwicklungsstand auf, darunter Israel, die Vereinigten Arabischen Emirate, Argentinien, Chile und Malaysia.

Lateinamerika ist im Vergleich zu Afrika und Asien der am besten entwickelte Kontinent, ein Mosaik hinsichtlich des erreichten Entwicklungsstands ist innerhalb Lateinamerikas dennoch deutlich erkennen. Es gibt Entwicklungsgegensätze zwischen wirtschaftlich aufstrebenden Staaten wie Costa Rica und Staaten wie Haiti, Guatemala und Nicaragua, die z. T. lange von Bürgerkriegen erschüttert wurden. Große Staaten mit hohem oder sehr hohem Entwicklungsstand wie Brasilien und Argentinien grenzen an Länder mit nur mittlerem Entwicklungsstand wie Venezuela und Bolivien.

Asien zeigt ein sehr heterogenes Bild mit scharfen Gegensätzen auch innerhalb der Teilregionen. Deutlich wird dies etwa in Westasien am Unterschied zwischen Afghanistan, Pakistan, dem Iran und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Asien ist zugleich der Kontinent mit der größten Veränderungsdynamik, was sich etwa an der Entwicklung Südkoreas oder Malaysias in den letzten Jahrzehnten zeigt.

Die Berechnung des Human Development Index

Durch den Human Development Index sollen die Lebensbedingungen in einem Land erfasst und international vergleichbar gemacht werden. Er setzt sich aus drei Komponenten zusammen, die unterschiedliche Bereiche des wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungsstandes erfassen:

1. Die mittlere Lebenserwartung bei der Geburt (in Jahren) dient der Darstellung der Gesundheitsfürsorge und des Zugangs zu einer medizinischen Versorgung, etwa über Sozialversicherungsschutz oder kostenlos bereitgestellte Leistungen. Sie dient aber auch dazu, die Ernährungssituation in Hinblick auf Nahrungsmittelversorgung und Zugang zu sauberem Trinkwasser, die Hygienebedingungen und soziale Faktoren wie die Absicherung im Alter abzubilden, da alle diese Faktoren letztlich Einfluss auf die Lebenserwartung haben. Der Indikator ist in der Einzelkarte 289.3 dargestellt.

2. Mit zwei Einzelindikatoren zur Schulbesuchsdauer wird der Entwicklungsstand bei der Bildung erfasst. Das Bildungsniveau steht, ebenso wie das Einkommen, für erworbene Kenntnisse und die Teilhabe am öffentlichen und politischen Leben. Überdies lässt es gewisse Rückschlüsse auf die Gleichberechtigung von Mann und Frau und die Sicherung von Kinderrechten zu. Dieser Indikator ist in der Einzelkarte 289.4 dargestellt.

3. Der materielle Lebensstandard, gemessen am Bruttonationaleinkommen (BNE) pro Kopf unter Berücksichtigung der jeweiligen Lebenshaltungskosten (KKS) gibt den Stand der wirtschaftlichen Entwicklung wieder. Dieser Indikator ist in der Einzelkarte 286.1 dargestellt.

Das BNE pro Kopf ist der problematischste und umstrittenste Einzelindikator, denn der Durchschnittswert sagt wenig über die oft sehr ungleiche Verteilung innerhalb der Bevölkerung eines Landes aus. Durch das BNE pro Kopf wird eher das Ausmaß wirtschaftlicher Aktivitäten und der Zufluss von Einkommen vergleichbar gemacht als die reale Einkommenssituation. Das tatsächliche Einkommen wird beispielsweise auch durch den statistisch nicht erfassten informellen Sektor oder die Subsistenzwirtschaft beeinflusst. Zudem bestehen durch die schwierige Vergleichbarkeit von Preisen Abstriche beim Aussagewert im weltweiten Vergleich, die hier aber durch die Berücksichtigung der Inlandspreise und die Anwendung des Logarithmus bei der Berechnung dieses Teilindizes gemildert sind.

Als kombinierter Index erfasst der HDI die Lebensbedingungen genauer als ein Einzelwert wie das Pro-Kopf-Einkommen, den die Weltbank in ihrem jährlich herausgegebenen Weltentwicklungsbericht (World Development Report) verwendet.

Weitere Indikatoren

Die Karte weist zusätzlich zum HDI Länder aus, in denen Frauen überdurchschnittlich benachteiligt sind. Dies geschieht auf der Grundlage des Index der geschlechtsspezifischen Entwicklung (Gender Development Index, GDI), der von den Vereinten Nationen im Rahmen des Weltentwicklungsberichts veröffentlicht wird. In diesen Index gehen Einzelindikatoren zu den Bereichen Gesundheit, Bildung und Pro-Kopf-Einkommen ein. Die Karte zeigt, dass Frauen in zahlreichen Ländern überdurchschnittlich benachteiligt sind, vor allem in Afrika sowie in West- und Südasien.

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