Europa - Umweltbelastung

Europa - Gewässer und Küsten
978-3-14-100900-2 | Seite 95 | Abb. 3| Maßstab 1 : 30000000

Überblick

Die Nitratbelastung in den Gewässern der EU ist auch Jahrzehnte nach Einführung der Nitrat-Richtlinie noch zu hoch. Die Überdüngung stellt in weiten Teilen der EU ein Problem dar, auch wenn Maßnahmen positive Effekte auf die Trinkwasserversorgung, die Diversität, Fischerei und Tourismus bewirkt haben. Dennoch wirkt sich die hohe Nitratkonzentration nach wie vor schädlich auf Ökosysteme und die menschliche Gesundheit aus.

Nitratbelastung landwirtschaftlicher Nutzfläche

Stickstoff wird in der Landwirtschaft als wichtiger Pflanzennährstoff eingesetzt, um das Pflanzenwachstum zu fördern. Allerdings sind zu hohe Konzentrationen davon schädlich für die Umwelt und den Menschen. Nitrate aus Dung und mineralischen Düngemitteln tragen wesentlich zur Wasserverschmutzung in Europa bei. Rund 50 Prozent des ausgebrachten Stickstoffs geht in die Umgebung über. Gelangen Nitrate ins Trinkwasser, so stellen sie ein ernst zu nehmendes Gesundheitsrisiko dar. Auch Fischfang und Tourismus sind davon betroffen.

1991 wurde in der EU die Nitrat-Richtlinie beschlossen. Seither ging die Nitratkonzentration in den Oberflächengewässern und im Grundwasser zurück. Die Fortschritte in den vergangenen Jahrzehnten waren allerdings unzureichend. Nach wie vor ist die Nährstoffbelastung durch die Landwirtschaft in vielen EU-Staaten ein massives Problem. Die EU-Kommission mahnt diesbezüglich die Mitgliedsstaaten ein, die Nitratkonzentrationen zu reduzieren, um die Nährstoffverluste bis 2030 im Rahmen des European Green Deal zu halbieren. Insbesondere in Staaten wie Belgien, Deutschland, Luxemburg und den Niederlanden ist die Nährstoffbelastung außerordentlich hoch.

Umweltbelastungen der Meere

Die Meere und Küstenregionen Europas sind wichtige ökonomische und ökologische Ressourcen. Rund ein Drittel der Bevölkerung Europas lebt in einer Entfernung von bis zu 50 Kilometern zur Küste. Dort zeigen sich die negativen Effekte der Belastungen durch Schadstoffe und Abfälle besonders deutlich.

Die stärksten Belastungen werden in der Nordsee, in der Ostsee, im Iberischen Becken und im Mittelmeer verzeichnet. Sie weisen hohe Nährstoff- und Schadstoffkonzentrationen auf. Auch Überfischung ist ein Problem, von dem diese Meere in besonderem Maße betroffen sind.

Der Eintrag überschüssiger Nährstoffe aus der Landwirtschaft, der eine Eutrophierung nach sich zieht, belastet viele Meere Europas außergewöhnlich. Die Nährstoffkonzentrationen liegen heute ähnlich hoch wie Anfang der 1990er-Jahre. Stickstoff und Phosphor spielen dabei eine Hauptrolle bei der Eutrophierung. Eine übermäßige Nährstoffanreicherung kann massive Algenblüten hervorrufen und damit zur Senkung des Sauerstoffgehalts beitragen. Dies verursacht gleichzeitig die Produktion von Schwefelwasserstoff, der für Flora und Fauna des Meeres eine starke Bedrohung darstellt. Auch für die Gesundheit des Menschen und – in weiterer Folge – für Freizeit und Tourismus sind diese Entwicklungen sehr bedenklich.

Erhöhte Konzentrationen von Schwermetallen wie Cadmium oder Quecksilber wie auch in Fischen nachgewiesen – sind eine Gefahr für Ökosysteme und, am Ende der Nahrungskette, auch für die Gesundheit des Menschen.

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