Überblick
Aufgrund der sehr guten Böden wird die Region Halle/Leipzig landwirtschaftlich intensiv genutzt. Als Industrieraum hat sie sich auf der Grundlage von Salz- und Braunkohlenförderung, der Veredelung von Braunkohle sowie der chemischen Industrie entwickelt. Der Kartenausschnitt erfasst den gesamten Raum des mitteldeutschen Braunkohlenreviers um die Städte Leipzig, Halle und Bitterfeld.Braunkohle
Der Grund für die bedeutende, phasenweise dominierende Stellung des Industrieraums, der auch das Gebiet Bitterfeld-Wolfen umfasst, war der eng verflochtene Wirtschaftskomplex aus Braunkohlenbergbau, Stromerzeugung, Chemieindustrie sowie Maschinen- und Schienenfahrzeugbau in Verbindung mit ausgewählten Dienstleistungen.
Braunkohle war mit dem Bitterfelder Revier, dem ältesten Abbaugebiet Mitteldeutschlands, der mit Abstand wichtigste Energieträger der rohstoffarmen DDR zum Heizen und zur Gewinnung von elektrischem Strom und zugleich ein wichtiger Rohstoff der chemischen Großindustrie in Bitterfeld und Wolfen sowie im Umkreis von Merseburg mit den Buna-Werken Schkopau und den Leunawerken.
Zentrum der mitteldeutschen Braunkohlenförderung um 1960 war das Revier Borna-Böhlen südlich von Leipzig. Die Pleiße, die dieses Revier durchzieht, musste aufgrund der Tagebauerschließungen mehrfach verlegt werden. Im Borna-Böhlener Revier entstand neben großen Kraftwerken eine vielseitige Kohleveredelungsindustrie mit Brikettfabriken, Schwelereien und Teer- bzw. Erdölverarbeitungsbetrieben, darunter das VEB-Kombinat Espenhain. 1989 war der Ballungsraum Halle/Leipzig mit rund 35 Prozent an der Braunkohlenförderung der DDR beteiligt. Dazu waren zahlreiche Ortschaften abgebaggert worden. An deren Stelle taten sich riesige Tagebaue auf und wuchsen Abraumhalden. Förderung und Verarbeitung von Braunkohle hinterließen große Landschafts- und Umweltschäden.
Chemische Industrie
Neben der Braunkohle dominierte um 1960 die chemische Industrie. Größter Komplex in der DDR waren die VEB Leuna-Werke Walter Ulbricht, die auf eine 1912 gegründete Ammoniak-Fabrik der BASF zurückgingen. In den 1920er-und 1930er-Jahren stand die Herstellung von synthetischem Kraftstoff durch Kohleverflüssigung im Mittelpunkt („Leuna-Benzin“), später die Petrochemie (Leuna II). In den Buna-Werken wurde ab 1937 Synthesekautschuk hergestellt, der in der DDR als „Plaste und Elaste“ wichtiger Bestandteil der Kunststoffherstellung wurde. In Wolfen produzierte seit 1909 die Fotochemie (Filmfabrik Wolfen). Die Chemieindustrie verschmutzte die Luft und verseuchte Böden und Grundwasser. Giftige Rückstände wurden in Restlöcher des Braunkohletagebaus eingeleitet.
In den Randbereichen wurde die Chemieindustrie durch weitere Werke in Piesteritz/Wittenberg (Düngemittel) und Coswig (Schwefelsäurefabrik) ergänzt. Auch der Maschinenbau – mit den Hauptstandorten Halle, Leipzig, Dessau, Wittenberg – und die Nahrungsmittelindustrie prägten das Industrieprofil der Region.