Kilimandscharo/Meru - Natur- und Kulturlandschaft

Afrika - Ökozonale Landnutzung
978-3-14-100900-2 | Seite 157 | Abb. 5| Maßstab 1 : 500000

Überblick

Die Karte zeigt die Höhenstufen der Naturlandschaft und der Landnutzung im Gebiet des Kilimandscharo im Norden Tansanias. Die historische Raumentwicklung schlägt sich in den unterschiedlichen landwirtschaftlichen Betriebsformen nieder. In den Ebenen dominiert die (halb-)nomadische Weidewirtschaft, an den Gebirgshängen überwiegen hingegen Kleinbauern, Kaffeeplantagen und Staatsfarmen.

Gegensätze zeigen sich auch im Siedlungsbild (etwa in der Verteilung von Dörfern und Städten), in der Besiedlungsdichte und der Verkehrsinfrastruktur. Die auch für die Trockengebiete vergleichsweise hohe Siedlungsdichte führt zu Umweltbelastungen.

Geologie und Klima

Beherrschende Landschaftselemente in der Region sind die beiden großen Vulkanmassive des Kilimandscharo (5 895 Meter, höchster Berg Afrikas) und des Meru (4 565 Meter). Sie ragen von den Trockensavannen der Rumpfflächen (Höhen um 800 bis 1 000 Meter) bis in die nivale Stufe auf. Der Ngurdoto-Krater und die Caldera an der Ostflanke des Meru, der kleine Krater des Kibo in der Gipfelregion des Kilimandscharo und die Kegelform beider Bergriesen sind Belege ihrer vulkanischen Herkunft. Die drei Ausbruchszentren des Kilimandscharo (Shira, Kibo, Mawenzi) sind wegen ihrer linearen West-Ost-Anordnung verantwortlich für dessen ovale Grundform.

Die Teilkarte der mittleren Jahresniederschläge zeigt, dass die Bergmassive „Feuchtinseln“ im ostafrikanischen Trockengebiet sind. Die umgebenden Gebiete haben Jahresniederschläge von weniger als 800 Millimetern. Sie liegen unterhalb der Grenze eines rentablen Regenfeldbaus in Ostafrika und weisen eine hohe Dürregefährdung auf. Dominierende natürliche Vegetationsformationen sind dort Trockensavanne, trockene Grasländer und zum Teil auch Dornstrauchsavanne. Im Nordwesten der Region (<400 mm Jahresniederschlag) bildet sich allenfalls eine schüttere Pflanzendecke aus. Zu den Ursachen dieser Vegetationsarmut zählen neben dem Niederschlagsmangel die Salz- und Salztonkrusten des abflusslosen Amboseli-Beckens, in das Wasserläufe vom Westhang des Kilimandscharo und vom Nordhang des Meru münden.

Demgegenüber steigen die Niederschläge an den Bergmassiven rasch auf bis zu 2 500 Millimeter pro Jahr an. Es zeigt sich aber ein deutlicher Luv-Lee-Gegensatz. Außerdem ist eine vertikale Differenzierung der Niederschläge zu beobachten, ein typisches Kennzeichen tropischer Gebirge.

Zur Landnutzung

Dank der großen naturräumlichen Vielfalt auf engem Raum, der fruchtbaren vulkanischen Böden, der abgestuften Temperatur- und Niederschlagsverhältnisse und nicht zuletzt auch der reichen Pflanzen- und Tierwelt hat die Region ein hohes agrar-, forst- und wasserwirtschaftliches sowie touristisches Potenzial. Zum Schutz der einmaligen Flora und Fauna wurden die Bergregionen des Kilimandscharo oberhalb von 2 000 Metern sowie der Ngurdoto-Krater und Teile seines Umlandes zu Schutzzonen erklärt. Der Arusha-Nationalpark existiert seit 1960, der Kilimandscharo-Nationalpark seit 1973.

Die Schnee- und Eisregion des Kibo und der Gürtel des tropischen Berg- und Nebelwaldes haben eine lebenswichtige Funktion als Trink- und Brauchwasserspeicher für die gesamte tiefere Hang- und Fußregion. Außerdem ist der Berg- und Nebelwald ein unentbehrliches Brenn-, Nutzholz- und Stallfutterreservoir. Große Teile des natürlichen unteren Bergwaldes sind in den letzten Jahrzehnten durch monotone Forste aus schnellwüchsigen Eukalypten und Nadelhölzern für Schnitt- und Bauholz und die Zündholzindustrie ersetzt worden.

Bevölkerungswachstum und Urbanisierung

Heute gehören die Siedlungsgebiete der Chagga und der Arusha mit mehr als 500 Personen pro Quadratkilometer zu den am dichtesten bevölkerten Agrarlandschaften Afrikas. Der Landmangel zwingt immer mehr junge Menschen zur Abwanderung in die Städte oder in weniger bevölkerte Siedlungsgebiete in anderen Landesteilen.

Ein weiteres Vordringen der ackerbaulichen Nutzung und der Besiedlung in die Trockengebiete ist nicht möglich: Zum einen ist die Ackernutzung aufgrund der hohen ökologischen Sensibilität zu risikoreich (Dürrerisiko, Erosionsgefahr), zum anderen käme es zu gravierenden Nutzungskonflikten mit den Massai, die dort Viehzucht betreiben.

Die hohe Besiedlungsdichte und Übernutzung haben bereits zu besorgniserregenden ökologischen Schäden geführt: Zu nennen sind Vegetationszerstörung, Wasser- und Winderosion, Grundwasserabsenkung sowie Bodenvergiftung durch die Anwendung von Agrarchemikalien.

Die Städte Arusha und Moshi haben sich zu den bedeutendsten Regionalzentren in Nordtansania entwickelt.

Höhenstufung der Vegetation

Die Höhe und Verteilung der Niederschläge, die Exposition der Gebirgshänge und die Unterschiede hinsichtlich der Temperatur und der Zusammensetzung des Bodens sind ausschlaggebend für die ausgeprägte Höhenstufung der Vegetation und Bodennutzung. Die flächenmäßig dominierenden Trockengebiete mit weniger als 800 Millimetern Jahresniederschlag bestehen aus anthropogen überprägter Trocken-, Dornstrauch- und schütterer Grassavanne. Sie werden von den Massai überwiegend weidewirtschaftlich genutzt. Aufgrund des starken Bevölkerungswachstums dringt am Süd- und Ostfuß des Kilimandscharo die ackerbauliche Nutzung immer weiter in Gebiete mit weniger als 800 Millimetern jährlichem Niederschlag vor.

An die trockenen Fußflächen schließt sich am Süd- und Osthang des Kilimandscharo sowie am Südhang von Meru und Ngurdoto-Krater in einer Höhenlage von 1 000 bis 1 200 Metern eine überwiegend kleinbäuerlich strukturierte, teilweise von Kaffeepflanzungen durchsetzte intensiv genutzte Ackerbaustufe an. Im Gegensatz zu den weitgehend natürlich geprägten Höhenstufen und den dünn besiedelten oder gar unbewohnten Trockengebieten der Gebirgsfußzone weisen die Ackerbaustufe und die feuchten Teile der Trockensavanne eine dichte kleinbäuerliche Besiedlung in Form von Einzelhöfen auf.

Oberhalb dieser Ackerbaustufe ragt die Stufe des tropischen Berg- und Nebelwaldes empor. Aufgrund der ganzjährig feuchten Witterung und der Niederschlagsmaxima existiert dort ein üppiger „Nebelwald“.

Oberhalb der Waldgrenze folgt die Stufe des afroalpinen Graslandes. Zwischen 3 600 und 4 100 Meter Höhe beginnt die Fels- und Frostschutt-Stufe. Sie geht je nach Exposition zwischen 4 800 und 5 400 Meter Höhe in die nivale Stufe, die Schnee- und Eisregion des Kibo, über. Die Gletscherflächen am Kibo gingen von zwölf Quadratkilometern (1912) auf heute weniger als zwei Quadratkilometer (2011) zurück.

Schwerpunkte des Anbaus

Heute werden in den meist weniger als einen Hektar großen Betrieben Arabica-Kaffee, Bananen sowie Mais und verschiedene Hackfrüchte (Süßkartoffeln, Kassava, Yams) als Unterkulturen auf dem hofnahen Innenfeld angebaut. Auf dem trockeneren, tiefer gelegenen Außenfeld werden Mais, Bohnen, Hirse und Baumwolle angebaut. Die Brachflächen und die nicht ackerbaulich nutzbaren Trocken- und Grassavannen dienen als Viehweiden. Am dünn besiedelten West- und Südwestfuß des Kilimandscharo sowie am West- und Nordabfall des Meru dominieren mechanisierte staatliche Großbetriebe die landwirtschaftliche Bodennutzung.

Schlagworte