Leipzig-Zentrum - Öffentlicher Raum

Halle/Leipzig - Transformation
978-3-14-100900-2 | Seite 43 | Abb. 5| Maßstab 1 : 12500

Überblick

Leipzig war zu DDR-Zeiten die zweitgrößte Stadt in Ostdeutschland, hatte aber durch die Wende einen großen Bedeutungsverlust erlitten, der sich vor allem durch die sinkenden Einwohnerzahlen beschreiben lässt. In der traditionsreichen Universitäts- und Messestadt ist in den vergangenen 20 Jahren eine wachsende Aufwertung zu beobachten, die im Innenstadtbereich repräsentiert wird und durch eine hohe Attraktivität der Innenstadt gekennzeichnet ist. Leipzig hat sich als beliebter Standort des Einzelhandels etabliert, da die Verknüpfung von Handel, Gastronomie, Kultur und Bildung die Besuchs- und Einkaufszahlen erhöht und im Zusammenhang mit der guten Verkehrsanbindung stabilisiert.

Bevölkerungsentwicklung Leipzig

Der nordöstliche Raum Deutschlands ist überdurchschnittlich durch einen Bevölkerungsrückgang nach erhöhter Sterblichkeit gekennzeichnet, wobei die städtischen Regionen davon etwas weniger als die ländlichen betroffen sind. Im Gegensatz zu Städten wie Dresden oder Chemnitz hat sich der Raum Leipzig zu einem Wachstumszentrum entwickelt. Nach den großen Bevölkerungsverlusten in den 1990er-Jahren ist ein kontinuierliches Wachstum zu verzeichnen, das jedoch vorwiegend auf Zuzug zurückzuführen ist. So führte der Ukrainekrieg dazu, dass allein mehr als 10 000 Menschen in diesem Gebiet eine Zuflucht suchten. 2021 konnte nicht zuletzt durch Eingemeindungen und Verwaltungsveränderungen wieder eine Einwohnerzahl von über 600 000 verzeichnet werden, die vor rund 60 Jahren 1956 letztmalig erreicht worden war.

Flächennutzung

Die Leipziger Innenstadt wird durch den sogenannten „Promenadenring“ abgegrenzt, einen Verkehrs- und Grünring, der den etwa einen halben Quadratkilometer großen mittelalterlichen Stadtkern vollständig umgibt. Der Innenstadtbereich, der alle zentralen Cityfunktionen umfasst, wird durch ein System von Durchgängen, Passagen und Lichthöfen strukturiert, das in seiner Gesamtheit in Deutschland einmalig ist. Es bietet den Passanten vielfältige Möglichkeiten zum Flanieren und dem Einzelhandel vielseitige Möglichkeiten. Das sehenswerte Neue Rathaus im Südwesten der Innenstadt ist Zentrum der öffentlichen Verwaltung. Im westlichen Teil sind Einrichtungen von Bildung und Kultur konzentriert vorzufinden, wie die Universität, das Opernhaus, die Moritzbastei und das Gewandhaus. Das Alte Rathaus, berühmte Kirchen wie die Thomas- oder die Nikolaikirche und Museen bereichern das Innenstadtleben neben anderen Veranstaltungsorten, gastronomischen Einrichtungen, Hotels und Geschäftszentren. Die Wohnfunktion nimmt im Innenstadtbereich eher eine untergeordnete Rolle ein.

Innenstadtentwicklung

Seit Mitte der 1990er-Jahre wurden durch den Einzelhandel viele Großprojekte in der Innenstadt verwirklicht. Dazu zählt im weiteren Sinne auch das 1997 fertiggestellte Handels- und Dienstleistungszentrum „Promenaden Hauptbahnhof“, das trotz der Lage außerhalb des Ringes zum Innenstadtbereich zählt. Viele Großprojekte befinden sich im südlichen Innenstadtbereich zwischen Markt und Burgplatz bzw. Schillerstraße. Südlich vom Markt wird er von den Straßenzügen Petersstraße, Schillerstraße und Grimmaische Straße bis zur Universität umschlossen. Dort befinden sich unter anderem der Petersbogen, der Petershof, das Messehof und die Mädler-Passage. Nördlich des Marktes sind die Hain- und die Nicolaistraße rahmengebend. Mit dem geschlossenen Gebäudekomplex „Höfe am Brühl“ entstand 2012 ein großflächiges Zentrum, das die kleinen Einheiten an Verkaufsräumen ergänzt. Damit und mit dem Bau der neuen Bahnstation (Citytunnel) am Markt hat sich der Schwerpunkt der Verkaufseinrichtungen teilweise vom Süden auf den Norden verlagert.

Mit dem Neubau des „Museums der Bildenden Künste“ wurde 2004 im nördlichen Teil ein weiteres Großprojekt abgeschlossen. Zum Jubiläum „600 Jahre Universität Leipzig“ 2009 sind auch in den Gebäuden der Bildungseinrichtungen viele Um- und Neubauten am östlichen Universitätscampus abgeschlossen worden.

Öffentlicher Verkehr und Mobilität

Eine besonders hohe Konzentration großer Hotels ist in Bahnhofsnähe am nördlichen Innenstadtrand zu erkennen. Großflächige Parkplätze sind in den vergangenen Jahren Parkhäusern und Tiefgaragen gewichen, die mehr Fahrzeuge aufnehmen können und dem großen Besucherstrom eher gerecht werden. Die Anbindung an die öffentlichen Verkehrsmittel ist durch die Straßenbahnen gegeben, die einen ringförmigen Zugang zum Zentrum ermöglichen. Der Fernverkehr fördert einen zunehmenden Einkaufstourismus, da die Innenstadt gut fußläufig vom Bahnhof zu erreichen ist. Durch den 2013 fertiggestellten Citytunnel ist eine weitere Lenkung des Besucherstroms direkt bis zum Markt ermöglicht worden.

Durch die Internationale Klimaschutzinitiative (IKI) ist bis zum Jahr 2022 ein umfangreicher Ausbau von Mobilitätsstationen gefördert worden. LeipzigMOVE ist eine multimodale Mobilitätsapp für Leipzig, die verschiedene Mobilitätsangebote bündelt. Sie bietet sowohl einfache Verbindungsauskünfte als auch den ÖPNV-Ticketkauf oder Bike-, Car- und E-Scooter-Sharing-Angebote bis hin zur Taxibestellung.

Öffentlicher Raum und Videoüberwachung

Die Hauptgeschäftszentren sind sowohl durch kleine und größere Straßen, die zum großen Teil für den Straßenverkehr gesperrt sind, als auch durch Fußgängerpassagen, die teilweise überdacht sind, miteinander verbunden. Diese Passagen gehören zum öffentlichen Raum in Privatbesitz. Um diesen Raum vor Einbrüchen und Überfällen zu schützen, werden häufig Kameras mit und ohne Aufzeichnungsfunktion eingesetzt. Im Gegensatz dazu gibt es parallel kontroverse Ansichten, inwieweit sich diese Sicherheitsmaßnahmen mit dem erheblichen Eingriff in das informationelle Selbstbestimmungsrecht der Betroffenen vereinbaren lassen. Dem Wunsch nach Kennzeichnung und Warnung kam die Stadt mit einem interaktiven Stadtplan nach, bei dem die Standorte der Kameras eingesehen werden können. In der Karte zum öffentlichen Raum sind diese übersichtlich und differenziert dargestellt.

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