Marrakech, im Südwesten Marokkos am Fuß der Gebirgskette des Hohen Atlas gelegen, gehört zu den geschichtsträchtigsten Städten des Landes. Im Jahr 1070 gegründet, wurde sie im Laufe ihrer Geschichte von verschiedenen Dynastien beherrscht, die alle ihre Spuren im Stadtbild hinterließen. Seit 1985 gehört die Altstadt von Marrakech mit ihren bedeutenden Architekturdenkmälern zum Weltkulturerbe der UNESCO.
Ein Blick in die Geschichte
Marrakech, das zu den marokkanischen Königsstädten gehört, wurde 1070 von den Almoraviden als Zentrum ihres neu entstehenden Reiches gegründet und war später ab Mitte des 12. Jahrhunderts Hauptstadt der Dynastie der Almohaden. Die Stadt, die dem heutigen Staat Marokko den Namen gab, entwickelte sich zu einem mächtigen wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Mittelpunkt der westlichen muslimischen Welt. Zu dieser Zeit entstand ein Großteil der bedeutenden Bauwerke, die 1985 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurden. Die UNESCO, die Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation, verwaltet das Welterbe der Menschheit. Mit dem Titel Weltkulturerbe werden weltweit Stätten gewürdigt, die in historischer, künstlerischer oder wissenschaftlicher Hinsicht eine herausragende, einzigartige Bedeutung in der menschlichen Entwicklung einnehmen.
Denkmäler der muslimischen Architektur
In Marokko gibt es insgesamt acht Orte, die in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen wurden. Einer davon ist Marrakech. Dort wurden sowohl die orientalisch geprägte Altstadt als auch die Agdal-Gärten und der Ménara-Garten zum Weltkulturerbe erklärt. Wie auf dem Kartenbild zu sehen, ist die dicht bebaute Medina mit ihren verwinkelten Gassen vollständig von einer Stadtmauer umgeben, die zu Beginn des 12. Jahrhunderts errichtet wurde. Die Gärten liegen vor den monumentalen Toren der Altstadt. Zu den Prachtbauten innerhalb der Mauern gehört die 1158 entstandene Koutoubia-Moschee, die mit ihrem 77 Meter hohen Minarett zu einem Wahrzeichen der Stadt geworden ist. Teil der weitläufigen Kasbah (12. Jahrhundert), einer in der Stadt liegenden Festung, ist das Palais Royal (Königspalast) und die Kasbah-Moschee. Die neben der Ben Youssef-Moschee liegende Ben Youssef Medersa aus dem 14. Jahrhundert gehörte früher zu den größten Koranschulen. Der mittelalterliche Marktplatz Jernaa El Fna, der etwa 200 mal 200 Meter misst, ist das Herzstück der Medina und noch heute wichtiger Treffpunkt für Handel und Straßenkunst aller Art. Die Gärten mit ihren Pavillons und ihren Wasserspielen stammen ebenfalls aus dem 12. Jahrhundert.
Marrakech als moderne Großstadt
Die Medina liegt eingebettet in die Neustadt, wie auf der Karte zu sehen ist. Durch die noch immer weitestgehend intakten Stadtmauern wirkt die Altstadt aber räumlich von der modernen Stadt getrennt. Mit einer Bevölkerung von rund 962 000 Menschen (Stand 2019) ist Marrakech heute die fünftgrößte Stadt Marokkos und ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Der internationale Flughafen Marrakech-Ménara in der Nähe des Zentrums verbindet die Metropole mit dem Rest der Welt. Die moderne Stadt besitzt zahlreiche kulturelle Einrichtungen wie Museen – auf der Karte als grüne Einzelgebäude dargestellt – und Bildungseinrichtungen (blaue Einzelgebäude) wie die staatliche Cadi Ayyad-Universität. Neben den Weltkulturerbe-Gärten Agdal und Ménara finden sich im Stadtbild weitere zum Teil weitläufige Grünanlagen. Das Kartenbild zeigt auch die Besiedelung der Neustadt nach sozialen Kriterien. Nach der Unabhängigkeit des Landes von Frankreich und Spanien 1956 wanderten viele Bewohnerinnen und Bewohner aus der Medina in die Neustadt ab. Die Altstadt von Marrakech drohte zu zerfallen. Im Zuge des zunehmenden Tourismus wurden einzelne kunsthistorisch bedeutende Bauten saniert. Ab den 1990er-Jahren stieg in Europa das Interesse am Grundbesitzerwerb in der Medina sprunghaft an. Heute gehören viele traditionelle Wohnhäuser der Altstadt europäischen Privatpersonen.