Mekka - Pilgerstadt

Naher und Mittlerer Osten - Siedlung in der Wüste
978-3-14-100900-2 | Seite 190 | Abb. 4| Maßstab 1 : 150000

Überblick

Als Heimatstadt des Propheten Mohammed und Stätte der beiden bedeutendsten muslimischen Heiligtümer – der Kaaba und dem sie umgebenden Al-Haram ash-Sharif (s. 190.3) – ist Mekka, heute eine Millionenmetropole, das Zentrum des muslimischen Glaubens und Ziel der für jeden Muslim obligatorischen „großen Pilgerfahrt“ (Hadsch, Hajj), die nur während bestimmter Tage im Jahr möglich ist. Daneben gibt es außerhalb der Hadsch-Zeit die Möglichkeit zu einer „kleinen Pilgerfahrt“.

Pilgerstadt

Mekka liegt im Westen Saudi-Arabiens nahe dem Roten Meer. Die enorme Zahl jährlicher Pilgerreisende bedeutet eine große logistische und administrative Herausforderung für die Behörden Saudi-Arabiens. Abgesehen vom Platzmangel, bedingt vor allem durch die schroffe Morphologie des Hijaz-Gebirges, ist es vor allem die Infrastruktur (Unterkünfte, Verpflegungseinrichtungen, Wasserversorgung, Transportmittel für die An- und Abreise), die dem Pilgerstrom Grenzen setzt.
Von den Pilgerreisenden stammt der weitaus größte Teil aus Saudi-Arabien selbst, es folgen Indonesien, Pakistan und Indien. 2019 kamen 2,5 Millionen Gläubige nach Mekka, 2020/21 waren Einreisen aus dem Ausland aufgrund der Corona-Pandemie nicht möglich. 2022 wurde die Stadt für 1 Mio. Gläubige geöffnet – für das Ausland gab es Quoten. An zwei zentralen Stationen der Pilgerfahrt, den Ebenen von Mina und dem Hügel Arafat, sind große Areale für Zeltstädte der Pilgerreisenden eingerichtet worden.

Stationen der Gläubigen

Abgesehen von den mehr als eine Milliarde Muslimen, die täglich in Richtung Mekka (arab.: Qibla) beten, pilgern jährlich Millionen Muslime aus aller Welt zwischen dem dritten und dreizehnten Tag des islamischen Monats Thu al-Hijjah, dem elften Monat des islamischen Mondkalenders, zu den heiligen Stätten des Islams in Mekka. Während diese große Pilgerfahrt (Hadsch) nur während des angegebenen Zeitraums stattfinden kann, sind kleine Pilgerfahrten (Umra) während des ganzen restlichen Jahres möglich.
Die Rituale während der grossen Pilgerfahrt folgen einem festgelegten Ablauf. Nach der Anreise zwischen dem dritten und siebten Thu al-Hijjah beginnen sie am achten Tag mit dem Ihram, einem Weihezustand, der u. a. durch das sich Kleiden in ein ungesäumtes weißes Tuch sowie durch Unterlassen von Haare- und Nägelschneiden, Rasieren und Geschlechtsverkehr erreicht wird. Anschließend beginnt die siebenmalige Umrundung (arab.: Tawaf) der Kaaba, gefolgt vom gemeinsamen abendlichen Marsch zur Ebene von Mina, wo ein riesiges Nachtlager für die Pilgerschar bereitsteht. Am neunten Tag ziehen die Gläubigen weiter in Richtung des Hügels Arafat, den „Berg der Gnade“ (arab.: Jabal al-Rahmah), den sie besteigen, um Gott um Vergebung zu bitten. Nach Sonnenuntergang kehren sie für gemeinsame Abend- und Nachtgebete nach Mina zurück. Am zehnten Tag steinigen die Gläubigen Satan an den drei Teufelssäulen (arab.: Djamarat) in Mina und feiern daraufhin gemeinsam im Andenken an die Opfergeschichte Abrahams das Opferfest (arab.: id al-Adha). Anschließend wird der Ihram durch Rasur teilweise aufgehoben und die Kaaba erneut siebenmal umrundet. Mit der Wiederholung des Steinigungsrituals am elften und zwölften Thu al-Hijjah und einer letzten Umrundung der Kaaba ist der vorgeschriebene Pflichtteil der Hadsch beendet; die Pilgerreisenden treten ihre Heimreise an.

Wachstum

Lebten 1974 rund 367 000 Menschen in Mekka, waren es im Jahr der letzten Volkszählung (2022) schon fast 2,4 Millionen. Das Bevölkerungswachstum, die hohen Besucherzahlen und die große wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus beeinflussen die Stadtentwicklung entscheidend.
Die Infrastruktur (Verkehr, Krankenhäuser, Wasser- und Stromversorgung), die Dienstleistungseinrichtungen und die Wohnquartiere müssen ständig ausgebaut und erweitert werden. Mekka wächst seit Jahren, vor allem in Richtung Süden. Die Stadt und ihr Umland werden von einem dichten Autobahnnetz erschlossen, in der Nähe der zentralen Pilgerorte bestehen ausgedehnte Parkflächen.
Die Erweiterungen des Heiligen Bezirks (Haram) gingen bisher immer auch auf Kosten der umliegenden historischen Bauten. Die Hotelneubauten vor allem im unmittelbaren Umfeld der Moschee – mit dem 601 Meter hohen Mecca Royal Clock Tower des Abradj-Al-Bait-Hochhauskomplexes – sowie der ständige Umbau der Innenstadt von Mekka sind innerhalb der islamischen Welt stark umstritten. Auch niedrig bebaute Hügelsiedlungen mussten kompakten Großbauten weichen. Um den neuen Fernbahnhof im Westen der Stadt besser anzubinden, wird an einer breiten, Boulevard genannten Straßenachse in Richtung der Haram-Moschee gearbeitet, der weitere Altbauviertel zum Opfer fielen. Seit 2018 verbindet ein Hochgeschwindigkeitszug die beiden heiligen Orte Mekka und Medina (s. 186.1).

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