Überblick
Die Entwicklung des Oldenburger Münsterlandes in den Landkreisen Vechta und Cloppenburg zu einem der dynamischsten Agrarwirtschaftsräume in Deutschland und ganz Europa (s. 60.5) lässt sich in kleinerem Maßstab gut nachvollziehen am Beispiel des Ortes Rechterfeld. Die einstige Bauernschaft steht exemplarisch für den Strukturwandel in der Veredlungswirtschaft, die das Rückgrat der Intensivlandwirtschaft im Oldenburger Münsterland bildet.
Betriebsstrukturen in Rechterfeld
Charakteristisch ist in Rechterfeld das Nebeneinander zweier typischer Betriebsstrukturen: Zum einen gibt es noch immer eine Reihe bäuerlicher Familienbetriebe, die sich auf die Schweinemast spezialisiert haben. Doch ihre Zahl hat sich in den letzten Jahren massiv verringert. Dafür ist die Bauernschaft heute Standort der PHW-Gruppe, einem der bedeutendsten Konzerne der deutschen Lebensmittelindustrie mit Schwerpunkt im Bereich der Geflügelfleischproduktion.
Als vertikal integrierter Industriebetrieb, der alle Zweige der Produktion und Distribution unter einem Dach vereinigt – von der Erzeugung von Mastküken über die Tierfutter-, Lebensmittelzusatz- und Impfstoffproduktion bis zur Schlachterei – steht die deutschlandweit tätige PHW-Gruppe exemplarisch für die Tendenz zur Industrialisierung des Agrarsektors.
Charakteristisch für eine von Großunternehmen geprägte moderne Betriebsstruktur ist die Vertragshaltung, durch die sich diverse landwirtschaftliche Betriebe an einen großen Konzern binden und dadurch faktisch ihre Selbstständigkeit aufgeben.
Erweiterung der Produktpalette
Das Großunternehmen hat seine Produktionspalette auch auf den Bereich der Pilzzucht ausgedehnt, die vor allem auf den in der Geflügelhaltung anfallenden Abfallstoffen basiert. Diese werden in speziellen Kompostierungsanlagen zu Pilzsubstrat aufbereitet. Die angeschlossenen Betriebe erzeugen und vermarkten vor allem Kulturchampignons. Die Kühl- und Logistikzentren der Unternehmensgruppe befinden sich in unmittelbarer Nähe zu den großflächigen Pilzzuchtbetrieben.
Die Struktur der Bodennutzung in der Bauernschaft Rechterfeld hat sich durch den Strukturwandel im Oldenburger Münsterland einschneidend verändert. Viele traditionell angebaute Getreidearten und Hackfrüchte, etwa Roggen, Hafer und Gemüsesorten, werden gar nicht mehr kultiviert. Seine wichtige Stellung behalten hat der Mais, weil er große Mengen der in der Massentierhaltung anfallenden Gülle verträgt. Neu ist dagegen der Anbau von Raps und Erdbeeren, auch die Zuckerrübe hat stark an Bedeutung gewonnen.
Trend zur Massentierhaltung
Mit dem Konzentrationsprozess in der Landwirtschaft einher geht der Trend zur Massentierhaltung, die aufgrund der weit überdurchschnittlichen Geflügel-, Schweine- und Rinderdichte in dieser Region zu ökologischen Problemen führt, insbesondere durch die Belastung des Grundwassers durch überhöhte Nitratwerte. Vermehrt werden die anfallenden Abfallstoffe heute zur Energiegewinnung in Biogasanlagen genutzt.