Knoblauchsland - Arbeitsintensiver Gartenbau

Deutschland - Landwirtschaftliche Betriebe
978-3-14-100900-2 | Seite 61 | Abb. 8| Maßstab 1 : 12500

Überblick

Der Kartenausschnitt zeigt einen Teil des Knoblauchslandes, das als intensiv genutzter Agrarraum insgesamt 15 Ortschaften im Städtedreieck Nürnberg – Fürth – Erlangen umfasst. Das traditionelle Gemüseanbaugebiet wurde in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr modernisiert.

Entwicklung des Knoblauchslands

Nürnbergs traditionelles Gemüseanbaugebiet, das „Knoblauchsland“, entstand aus ähnlichen Gründen wie beispielsweise die Vierlande vor den Toren Hamburgs, die Filder bei Stuttgart oder das Vorgebirge zwischen Bonn und Köln (Modell der „Thünen’schen Ringe“): Schnell verderbliche Nahrungsmittel wie Gemüse und Milch konnten unter historischen Transportbedingungen keine langen Wege von den Erzeugern zu den städtischen Verbraucherzentren überstehen. Heute machen die bunte Sortenvielfalt auf den Feldern und einige historische Baudenkmäler die Kulturlandschaft zu einem reizvollen Naherholungsraum. Als moderne „Störfaktoren“ schoben sich der Industriepark Schmalau (außerhalb des Kartenblatts) und längs der B4 vermehrt Gewerbebetriebe zwischen die landwirtschaftlich genutzten Flächen.

Modernitätskonflikte im Knoblauchsland

Obwohl der Flächennutzungsplan der Stadt Nürnberg das Knoblauchsland als Agrarzone erhalten soll und der nahe Flughafen Nürnberg das Gebiet als besiedlungsfreie Flugschneise benötigt, gehen durch die Ausweitung der städtischen Siedlungsansprüche immer wieder Landwirtschaftsflächen verloren. Die neuen Anwohner fordern Ruhe und kritisieren die Geruchsbelästigungen. Auf viel befahrenen Straßen und im Industriepark Schmalau gelten bäuerliche Fahrzeuge als Verkehrshindernis und Verschmutzungsgefahr, während umgekehrt die Abgase des Straßen- und Luftverkehrs das Gemüse belasten.

Gab es 1970 im Knoblauchsland noch etwa 300 landwirtschaftliche Betriebe, teilen sich mehr als 50 Jahre später noch rund 91 von ihnen die etwa 1 900 Hektar Anbaufläche. Überwiegend handelt es sich um Familienbetriebe mit insgesamt bis zu 2 500 Beschäftigen.

Differenziertes Angebot durch kleinteilige Nutzung

Ein Großteil der Flächen im Knoblauchsland wird im klassischen Freilandanbau bewirtschaftet (ca. 1 300 Hektar) und mit zwei bis vier Kulturen pro Jahr genutzt. Dies lässt sich in der Karte exemplarisch an der Parzelle A nachvollziehen: Das Feld ist in mehrere schmale Bahnen unterteilt und bietet so je nach Bepflanzung (siehe Anbaukalender) unterschiedliche Aussaat- und Erntezeiten und einen differenzierten Arbeits- und Angebotskalender. Im Gegensatz zu Neunhof, das in den 1960er-Jahren eine Flurbereinigung verweigerte, lassen sich nahe Kraftshof größere, zusammengelegte Parzellen beobachten. Das Nutzungsbild wird dadurch zumindest etwas weniger kleinteilig.

Im Frühjahr deckt man das Knoblauchsland weitflächig mit schwarzen Plastikfolien ab; mit dieser Methode lässt sich die Anzucht beschleunigen und die Zahl der Ernten auf zwei bis drei pro Jahr steigern. Im Sommer zwingt die Niederschlagsarmut Mittelfrankens (unter 700 mm) zur künstlichen Bewässerung. Seit 1990 werden große Sammelbecken mit Flusswasser aus der westlich gelegenen Regnitz gespeist, welches dann über Rohrleitungen auf die Felder gelangt.

Die Fruchtbarkeit des Knoblauchslands ist nicht zuletzt das Ergebnis jahrhundertelanger Düngung. Diese stammte zunächst aus der eigenen Viehhaltung, die allerdings ab 1950 stark eingeschränkt wurde. Daneben holten sich die Betriebe der Region aus den Abortgruben Nürnbergs Fäkalien und sonstige organische Abfälle. Heute wird Kunstdünger eingesetzt.

Das alte Gemüseanbaugebiet Knoblauchsland hat sich in den vergangenen Jahrzehnten merklich modernisiert. Statt etwa Kohl, Porrée und Möhren nimmt der Anteil von Feingemüse wie Spargel zu; in jüngster Zeit – auch dank moderner Gewächshäuser – wird ebenfalls mit Strauchtomaten, Brokkoli, Rucola, Auberginen, Paprika, verschiedenen Kräutern und der Blumenzucht experimentiert. Denn trotz der Dominanz von Freilandkulturen nimmt der geschütztere und besser regulierbare Anbau in Gewächshäusern zu und beläuft sich bereits auf etwa 130 Hektar.

Auch die Vermarktungswege wurden im Laufe der Zeit vielseitiger. Fast in jedem Hof mischen sich heute Direktverkauf, Beschickung der städtischen Wochen- und Großmärkte, Verträge mit Großkunden und über Erzeugergenossenschaften auch der Absatz in größere Fernen. Von dort kommt allerdings auch viel Importware, die mit den Produkten aus dem Knoblauchsland konkurriert.

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