Hohenkammer - Bio-Landwirtschaft - Betriebszweige

Deutschland - Nachhaltige Landwirtschaft und Landschaftspflege
978-3-14-100900-2 | Seite 62 | Abb. 3| Maßstab 1 : 4000

Überblick

Der landwirtschaftliche Betrieb Gut Eichethof, der seit Jahrhunderten zu Schloss Hohenkammer (heute ein Tagungszentrum und Hotel) nahe München gehört, wird seit 1992 nach den Richtlinien des Verbandes Naturland betrieben. Dieses Netzwerk von Biohöfen steht für ökologisch nachhaltiges Wirtschaften.

Bewirtschaftung

Auf einer Anbaufläche von 295 Hektar wird vorwiegend (auf 195 Hektar) Biosaatgut vermehrt, das an umweltfreundliche Landwirtschaftsbetriebe verkauft wird. Damit ist Gut Eichethof einer der größten und vielfältigsten Erzeuger von biologischem Saatgut in Deutschland. Darüber hinaus dient Gut Eichethof als Nahrungsmittel- und Energielieferant für das Schloss. Angebaut werden Getreide, Leguminosen, Hackfrüchte und Gemüse, insgesamt 30 Sorten Gemüse und Kartoffel. Hinzu kommen 1 500 Obstbäume und -sträucher (Äpfel, Pflaumen, Mirabellen und Quitten), deren Früchte zur Herstellung von Edelbränden und Essigen genutzt werden. Auf Gut Eichethof werden außerdem Rinder, Schweine und Hühner gehalten.

Das Fleisch, Gemüse und Kräuter werden in der Gastronomie von Schloss Hohenkammer direkt verarbeitet. Die Öle, Essige, Honige und Edelbrände werden direkt vermarktet.

Hinzu kommt eine Waldfläche von rund 500 Hektar Mischwald, die unter dem Motto Naturverjüngung (Selbstbesamung) bewirtschaftet wird. Durch die höhere Widerstandsfähigkeit von Mischwald soll dieser etwa im Vergleich zu reinen Fichtenwäldern gegenüber Stürmen und Hitzewellen besser geschützt sein. Insgesamt gedeihen 15 Baumarten im Wald von Gut Eichethof.

Energieerzeugung

Neben der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung wird in einer Biogasanlage Strom für den Eigenbedarf erzeugt, sodass der Hof völlig autark ist und auch Schloss Hohenkammern damit versorgt werden kann. Der darüber hinaus erzeugte Strom wird in das örtliche Stromnetz eingespeist. Die beiden Blockheizkraftwerke werden über Methan aus der Biogasanlage angetrieben, wobei als Substrate u. a. Kleegras und Rindermist dienen, die im Biobetrieb ohnehin anfallen. Sie erzeugen 385 Kilowatt Strom und Wärme. Darüber hinaus werden 98 Prozent des Wärmebedarfs von Schloss Hohenkammern durch eine Holzhackschnitzelheizung produziert.

Das visionär erscheinende Konzept geht in seinen Ursprüngen zurück auf einen jahrhundertealten Nachhaltigkeitsgedanken. Denn Gut Eichethof war bereits vor einigen hundert Jahren, so wie heute, Nahrungs- und Energielieferant für Schloss Hohenkammer. Und so wurde im Zuge der Restauration von Schloss Hohenkammer Anfang der 1990er-Jahre die ökonomisch-ökologische Einheit wieder geschaffen.

Funktionsweise einer Biogasanlage

In einer Biogasanlage können Strom und Wärme nachhaltig erzeugt werden, indem organische Stoffe in energiereiches Biogas umgewandelt werden. Zunächst werden Energiepflanzen, Bioabfall oder Mist, die sogenannten Substrate, gesammelt und vorbereitet. Im Fermenter wird die Biomasse mithilfe von Mikroorganismen luftdicht und wärmeisoliert zum Faulen gebracht. Dabei entsteht Biogas (Methan und Kohlendioxid). Die Gärreste werden einem eigenen Behälter zugeführt und können als wertvoller Dünger verwendet werden. Das Biogas wird im Blockheizkraftwerk zur Erzeugung von Strom (mithilfe eines Generators) oder Wärme genutzt.

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