Döberitzer Heide - Stadtnahes Wildnis-Projekt

Deutschland - Nachhaltige Landwirtschaft und Landschaftspflege
978-3-14-100900-2 | Seite 63 | Abb. 4| Maßstab 1 : 100000

Überblick

Der Kartenausschnitt zeigt einen etwa 100 km² großen Teil Brandenburgs unmittelbar westlich der Landesgrenze zu Berlin. Der Berliner Stadtteil Kladow ist im Südosten der Karte zu erkennen. Den größten Teil der Karte nimmt die Döberitzer Heide ein. Die Wald- und Heidelandschaft wurde über drei Jahrhunderte militärisch genutzt und ist teilweise auch heute noch Truppenübungsplatz. Seit den 1990er-Jahren wird dort ein Wildnisprojekt entwickelt. Die Flächen gehören seit 2004 überwiegend der Heinz-Sielmann-Stiftung, die sich dem Naturschutz verschrieben hat. Das Wildnisprojekt, das fast vollständig im Landkreis Havelland liegt, ist Naturschutzgebiet, gehört aber nicht zu den deutschen Nationalen Naturlandschaften.

Landschaft

Die Döberitzer Heide ist eine Grundmoränenlandschaft. Ihre potenzielle natürliche Vegetation wäre ein Traubeneichen-Buchenwald. Die lange militärische Nutzung hat jedoch die Artenzusammensetzung verändert und auch große waldfreie Bereiche hinterlassen. Der heutige naturschutzfachliche Wert ist hoch, weil die Döberitzer Heide bedrohte Pflanzengesellschaften und Tierarten beherbergt. Schützenswert sind etwa Schilfröhrichte, Moore und Kleingewässer. Dort finden sich überdurchschnittlich viele seltene und bestandsbedrohte Arten wie etwa Orchideen. Außerdem gibt es Niederwälder, aufgelassene Hutewälder, trockene Eichen-Birken-Wälder und naturnahe Vorwälder. Hinzu kommen Trockenrasen, Heiden, offenen Sandflächen und nährstoffarme Ruderalfluren. Das Naturschutzgebiet ist Brut-, Nahrungs- und Rastgebiet für zahlreiche Vogelarten. Es finden sich z. B. auch Libellen- oder Krebsarten sowie Biber und Fischotter.

Naturschutz

Etwa 3 400 Hektar der ca. 5 000 Hektar großen Döberitzer Heide wurden als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Außerdem ist sie FFH-Gebiet. Es gibt eine nicht zugängliche Wildniskernzone, die 1 860 Hektar umfasst und mit einem Elektrozaun umgeben wurde. Dort wurden Rothirsche, Wisente und Przewalski-Pferde ausgesetzt. Auch ein Wolfsrudel hat sich angesiedelt. Sie alle leben vom Menschen unbeeinflusst. Um die Wildniskernzone herum wurde eine ca. 1 600 Hektar große Naturerlebnis-Ringzone ausgewiesen. Dort findet Vertragsnaturschutz durch geeignete Weidetiere (Pferde, Rinder, Ziegen und Schafe) statt.

Erholungsraum

Das Wildnis-Gebiet ist gut mit dem ÖPNV erreichbar, denn es liegt noch innerhalb des Berliner Außenrings. Mehrere Bahnhaltepunkte sind nur wenige Kilometer von der Döberitzer Heide entfernt. In Elstal (im Nordwesten des Kartenausschnitts), das vom Berliner Hauptbahnhof in einer halben Stunde ohne Umsteigen erreichbar ist, finden sich zudem weitere Freizeitattraktionen. In der Naturerlebnis-Ringzone gibt es ausgedehnte Freizeitwegenetze. Für Erholungssuchende gilt aber nicht nur aus Naturschutzgründen ein Wegegebot, denn militärische Hinterlassenschaften, wie Munitionsreste oder Bunkeranlagen, bergen Gefahren. Die Altlasten werden wohl nie geräumt werden, aber ein altes Militärgebäude wird mit EU-Mitteln zu einem Besucherzentrum umgebaut. Im noch von der Bundeswehr betriebenen Übungsplatz im Süden der Döberitzer Heide wird intensiv trainiert und auch geschossen. Immer wieder gibt es aber Personen, die sich dort verbotenerweise aufhalten, etwa um Pilze zu sammeln.

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