Überblick
Die Karte zeigt mit Rostock den wichtigsten Hafenstandort in Mecklenburg-Vorpommern, der gemessen an der Umschlagsmenge nach Hamburg, Bremerhaven und Wilhelmshaven mit über 22 Millionen Tonnen (2021) der viertgrößte Hafen Deutschlands ist. Er ist auch der einzige deutsche Tiefwasser- und Universalhafen an der Ostsee. Zum Rostocker Hafen gehören u. a. ein Überseehafen mit vier Piers, ein Öl- und Chemiehafen, ein Fracht- und Fischereihafen an der Westseite der Unterwarnow, ein Kreuzfahrtterminal und der am Rand der Altstadt gelegene Stadthafen, der „Alte Hafen“.
Geschichte
Der alte Stadthafen liegt dort, wo sich die Oberwarnow zur Unterwarnow verbreitert, etwa 13 Kilometer von der Mündung in die Ostsee entfernt. Eine erste Blüte erlebte die Stadt während der Hansezeit, als sich der Hafen zu einem der bedeutendsten Umschlagsplätze im Ostseeraum entwickelte. Dort wurden Waren aus dem Baltikum, aus Skandinavien und aus West- und Mitteleuropa gehandelt. Um 1870, während der Blüte des Seetransports mit Segelschiffen, war hier mit 369 Schiffen die größte Handelsflotte des gesamten Ostseeraumes beheimatet. Doch mit der Reichsgründung 1871 und der rasant einsetzenden Industrialisierung in Deutschland verlor der Hafen den Anschluss an die Entwicklung und seine Bedeutung schwand.
Hochseehafen der DDR
Nach 1910 wurde der Hafen für Schiffe bis etwa sechs Meter Tiefgang ausgebaut, doch erst nach den starken Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs erlebten Stadt und Hafen einen neuen Aufschwung. Die DDR benötigte für den Aufbau einer eigenen Handelsflotte einen leistungsfähigen Hochseehafen. 1960 gingen an der Stelle, wo sich die etwa 600 Meter breite Unterwarnow haffartig zum Breitling erweitert, der Überseehafen und der benachbarte Ölhafen in Betrieb. Dadurch konnten nun auch die größten in der Ostsee fahrenden Schiffe in Rostock anlegen. In der Folgezeit wurden die Hafenanlagen ständig den Bedürfnissen der DDR-Wirtschaft angepasst. Die zunehmende Bedeutung des Hafens beflügelte den Schiffsbau und dessen Zulieferindustrie, aber auch die Fischerei. Die 1850 gegründete Neptunwerft wurde ausgebaut und 1948 um die Warnow-Werft ergänzt, zugleich entstanden Werke für Dieselmotoren, Schiffselektronik und die Schiffsversorgung, sowie ein Fischkombinat für Hochseefischerei und Fischverarbeitung. Im Kontext dieses Aufschwungs der maritimen Wirtschaft wurden nach dem Leitbild einer Bandstadt westlich und zum Teil auch östlich der Warnow kompakte, mehrgeschossige Großwohngebiete in Plattenbauweise errichtet. 1989, im Jahr des Mauerfalls, erreichte der Hafen mit einem Umschlag von mehr als 20 Millionen Tonnen sein bis dahin bestes Ergebnis.
Strukturwandel nach 1990
Mit dem Übergang zur Marktwirtschaft ab 1990 vollzog sich ein komplizierter Anpassungs- und Umstrukturierungsprozess, da sich die aus Zeiten der Planwirtschaft stammenden Kombinate als wenig konkurrenzfähig erwiesen. Sie wurden privatwirtschaftlich umorganisiert oder aufgelöst. Bis heute hat sich das Hafengelände und dessen unmittelbares Hinterland zu einem modernen und universalen Industrie- und Dienstleistungsstandort entwickelt. Parallel kam es bei Umschlagsvolumen und Güterstruktur zu erheblichen Veränderungen. Am stärksten davon betroffen waren wertintensive Stückgüter und Schüttgüter, deren Umschlag stark rückläufig war. Investiert wurde u. a. in ein Steinkohlekraftwerk, in neue Terminals und in einen neuen Fähranleger für die Fähren nach Dänemark und Schweden. Er liegt nun nicht mehr in Warnemünde, sondern an der Ostseite der Unterwarnow. 2019, im letzten Jahr vor der COVID-19-Pandemie, wurden dort ca. 2,5 Millionen Passagiere abgefertigt. Neu gebaut wurden auch eine Straßenverbindung zwischen dem Fährterminal und der Autobahn und der mautpflichtige Warnowtunnel zwischen Schmarl und Krummendorf. Vom südlich des neuen Fähranlegers gelegenen Terminal für den Kombinierten Verkehr verkehrten 2022 wöchentlich 30 Züge von und nach Italien (20), in die Tschechische Republik (5), zu deutschen Zielen (4) und nach Rumänien (1). Außerdem gibt es in Warnemünde seit 2005 ein hochmodernes Kreuzfahrtterminal, das „Cruise Center“. Es machte Rostock mit ca. 200 Anläufen zum wichtigsten Kreuzfahrthafen Deutschlands. Bei etwa der Hälfte der Kreuzfahrten findet ein kompletter Passagierwechsel in Rostock statt.