Überblick
Der Stadtteil Plagwitz liegt im Westen Leipzigs, rund drei Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Die Wohnhäuser stammen vorwiegend aus der Gründerzeit, sind aber auch vom Jugendstil geprägt und wurden, nachdem der Stadtteil in DDR-Zeiten zusehends verfiel, ab den 1990er-Jahren saniert. In den letzten Jahrzehnten entwickelte sich der Stadtteil zu einer der beliebtesten Wohngegenden der Stadt.
Industriestandort Plagwitz
Plagwitz war im 19. Jahrhundert ein bedeutender Industriestandort. Nach einer zehnjährigen Phase der Trockenlegung des Sumpfgebietes im Leipziger Westen rund um das Dorf Plagwitz bestanden in dem neu gegründeten Industrierevier 1890 105 Fabriken, in denen 6 000 Menschen tätig waren. Daneben entstanden auch zahlreiche Wohnbauten für die Beschäftigten. 1891 wurde Plagwitz nach Leipzig eingemeindet. Vom Zweiten Weltkrieg blieb Plagwitz weitgehend verschont. In Zeiten der DDR prosperierten viele der Betriebe abermals. Allerdings wurden notwendige Modernisierungsmaßnahmen nicht getroffen. Resultat waren Industriebrachen und der Verfall der gründerzeitlichen Bausubstanz. 1990 schlossen die großen Kombinatsbetriebe, 16 000 der 18 000 in der Industrie Beschäftigten verloren ihre Arbeit. 1992 noch galt Plagwitz als verwahrlost und schmutzig. Der Wegfall von Arbeitsplätzen, der Verfall der Bausubstanz und fehlendes Grün prägten den Stadtteil.
Sanierungsgebiet Plagwitz
1991 legte die Stadt Leipzig 15 Sanierungsgebiete fest, darunter Plagwitz, für das spezielle Sanierungsmaßnahmen geplant wurden. Zentrales Anliegen war dabei die Rettung der gründerzeitlichen Bausubstanz, die während der DDR-Zeiten vollkommen vernachlässigt worden war. Insgesamt waren 100 000 Wohnungen von den Maßnahmen betroffen, von ihnen standen 25 000 bereits leer. Die Stadt entschied sich bewusst gegen den Abriss und für die Instandsetzung und Modernisierung der wertvollen baulichen Grundstruktur. Viele der Industriebauten wurden wieder nutzbar gemacht und unter Denkmalschutz gestellt. Der Stadtteil sollte durch eine enge Verzahnung von Wohnen, Arbeiten und Versorgen, Kultur und Freizeit wieder zu einem attraktiven Standort werden.
Aufgrund des industriellen Niedergangs war im Stadtteil Plagwitz insbesondere auch die Gründung einer neuen ökonomischen und funktionalen Basis notwendig. Der Gründer- und Gewerbehof Plagwitz, die Elsterpassage Leipzig und das BIC Business & Innovation Center sollten wirtschaftliche Impulse setzen. Auf dem Gelände der ehemaligen Verladestation zwischen der Industriestraße und dem Karl-Heine-Kanal, der heute als Wasserwanderweg genutzt wird, wurde der Stadtteilpark errichtet, einstige Bahngleise wurden zu Fuß- und Radwegen umgestaltet. Rund 40 Mio. Euro wurden in die diversen Maßnahmen investiert. Die funktionalen und städtebaulichen Missstände wurden behoben. 2018 und 2019 wurden noch Teilbereiche entlang der Karl-Heine-Straße saniert. 2021 wurden die Sanierungsmaßnahmen im Stadtteil abgeschlossen. Heute ist Plagwitz ein beliebter Standort der kreativen Szene und eine der attraktivsten Wohngegenden Leipzigs.