Europäischer Produktionsverbund Ariane 6

Europa - Zusammenschlüsse und Kooperationen
978-3-14-100900-2 | Seite 107 | Abb. 7

Überblick

Ariane 6 ist eine Trägerraketenfamilie, die im Auftrag der Europäischen Weltraumorganisation ESA entwickelt wurde. Ihre Produktion stellt ein Musterbeispiel einer gelungenen europäischen Kooperation dar.

Hintergrund

Der Entscheid für den Bau der Ariane 6 fiel 2014 im Rahmen eines ESA-Ratstreffens, der Erstflug ist derzeit (Stand Anfang 2023) für Ende 2023 geplant. Mit den Trägerraketen aus der Ariane-6-Serie soll Europas Führungsrolle als kommerzieller Trägerdienst gestärkt und Europa ein unabhängiger Zugang zum Weltraum garantiert werden. Ariane 6 soll auch Missionen übernehmen, die bislang von der russischen Trägerrakete Sojus übernommen wurden. Sie soll Nutzlasten in die verschiedenen Zielorbits (niedriger Orbit, geostationärer Transferorbit, sonnensynchroner Orbit) bringen und Satelliten für kommerzielle und öffentliche Auftraggeber in das Weltall transportieren.

Produktionsprozess

Insgesamt sind über 550 Unternehmen, darunter über 100 kleine und mittlere Unternehmen, in ganz Europa am Produktionsprozess beteiligt. Dadurch soll im Produktionszyklus eine maximale Effizienz gewährleistet werden. Die Koordination der Produktionsverbundes sowie die Abstimmung der Lieferkette, von der Herstellung der Ausrüstung und der Strukturen, über die Fertigung der Triebwerke, die Integration der einzelnen Elemente bis hin zur Verschiffung der Raketenmodule nach Kourou, dem ESA-Weltraumbahnhof in Französisch-Guyana, und zur Integration der Trägerrakete obliegt der ArianeGroup. Die Montage der Nutzlast auf der Trägerrakete findet am Startplatz in Kourou statt.

Standardisierte Verfahren und Arbeitsmittel, speziell entwickelte Produktionsabläufe und innovative Fertigungstechniken wie z. B. 3D-Druck folgen modernsten Standards und gewähren größtmögliche Effizienz im Produktionszyklus. Gleichzeitig soll dadurch im Vergleich zur Produktion von Ariane 5, dem Vorgängermodell, das seit 1996 im Einsatz ist, rund die Hälfte an Kosten eingespart und dadurch die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Raumfahrt gesteigert werden. Die Entwicklungskosten betragen, laut Angaben der Europäischen Weltraumagentur, rund 4 Mrd. Euro.

Auch Deutschland ist mit mehreren Unternehmen an unterschiedlichen Standorten an der Produktion der Ariane 6 beteiligt, und zwar an der Raketen-Oberstufe, an Flüssigantrieb und Kältetechnik und weiteren technischen Komponenten. In Augsburg und Bremen werden Hauptmodule zusammengebaut.

Der Start wurde (u. a. auch aufgrund der Corona-Pandemie) mehrfach verschoben. Aktuell ist dieser für Ende 2023, drei Jahre später als ursprünglich geplant, sofern die Tests planmäßig abgeschlossen werden können.

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