Ceuta - Spanische Exklave in Afrika

Europa - Bevölkerung und Migration
978-3-14-100900-2 | Seite 111 | Abb. 4| Maßstab 1 : 100000

Überblick

Die Stadt Ceuta wurde 1415 von portugiesischen Truppen erobert und gelangte im 17. Jahrhundert zu Spanien. Sie ist seitdem eine spanische Exklave und heute EU-Hoheitsgebiet auf afrikanischem Boden. Ceuta hat eine Bevölkerungszahl etwa so wie Konstanz, bei einem Drittel der Fläche (2019: rund 85 000 Menschen, 18,5 km2). Die Stadt ist vollständig von Marokko umgeben und liegt am Mittelmeer an der Straße von Gibraltar. Die Meerenge ist an dieser Stelle nur rund 20 Kilometer breit; neben der Straße von Otranto (Lampedusa) und der Ägäis ist sie eine von drei Hauptfluchtrouten nach Europa.

Über Ceuta nach Europa

Viele Migrantinnen und Migranten, hauptsächlich vom afrikanischen Kontinent, leben über Jahre hinweg unter ärmlichsten Bedingungen in Camps nahe der Küste, insbesondere in der Umgebung von Ceuta und Melilla, einer weiteren an Marokko grenzenden spanischen Exklave. Dort warten sie auf eine Fluchtgelegenheit. Sie versuchen trotz starker Wellen, Strömungen und Winde mit Booten nach Europa überzusetzen.

Eine andere Fluchtmöglichkeit besteht darin, über die stark ausgebauten Grenzbefestigungen auf spanisches Territorium zu gelangen. Immer wieder kommt es dort zu Massenerstürmungen, bei denen mehrere hundert Flüchtlinge gleichzeitig versuchen, den mehrere Meter hohen spanischen Grenzzaun zu überwinden oder den spanisch-marokkanischen Grenzübergang El Tarajal zu durchbrechen. Andere Flüchtlinge versuchen, die Grenzzäune zu umschwimmen und so nach Ceuta zu gelangen.

Bei den Versuchen, Europa auf illegalem Weg zu erreichen, kommt es immer wieder zu zahlreichen Todesopfern.

Offizielle Abwehrmaßnahmen

Sowohl spanische als auch marokkanische Sicherheitskräfte sind bestrebt, Fluchtversuche dieser Art zu unterbinden. Unterstützt werden sie von den Operationen der Europäischen Agentur für die Grenz- und Küstenwache (Frontex), die die Straße von Gibraltar zur See und aus der Luft überwacht (s. 111.1).

Schaffen es Flüchtlinge nach Spanien zu gelangen, dann werden sie in Aufnahmelagern (s. Karte) untergebracht und können ein Asylverfahren nach EU-Recht durchlaufen. Sofern bestimmte Kriterien erfüllt sind, können sie als Flüchtlinge anerkannt werden und einen dauerhaften Aufenthaltsstatus erhalten. Anderenfalls droht die Abschiebung in das Herkunftsland. Eine zunehmende Anzahl an Flüchtlingen lebt illegal ohne gültige Ausweispapiere in Europa.

Marokko und die Flüchtlinge

In Marokko lebten im Jahr 2022 nach Schätzungen mehrere zehntausend Menschen aus anderen Staaten Afrikas, die versuchen oder versucht haben ,nach Europa zu fliehen. Zwischen Marokko und den Staaten der EU bestehen Abkommen, nach denen sich das nordafrikanische Land gegen finanzielle Unterstützung daran beteiligt, Flüchtlingsströme in Richtung Europa zu unterbinden.

Schlagworte