Dobre (Ukraine) - Agrargroßbetrieb

Osteuropa - Wirtschaft und Konflikte
978-3-14-100900-2 | Seite 151 | Abb. 3| Maßstab 1 : 100000

Überblick

Die Orte Dobre und Nowojehoriwka bilden zusammen mit weiteren Dörfern und der Kleinstadt Baschtanka den gleichnamigen Bezirk Rajon (Bevölkerungszahl 2021: 137 000) im südukrainischen Gebiet (Oblast) Mikolajiw. Die nächstgelegenen größeren Städte sind die Hafenstadt Mykolajiw am Schwarzen Meer eine Autostunde entfernt und Krywyi Rih am Dnipro (2 Stunden).
Die Bevölkerungszahl hat seit 1989 um rund zehn Prozent abgenommen. Nach dem russischen Angriffskrieg (2022) verließ ein Großteil der Einwohner die Siedlungen bzw. wurde evakuiert.

Landwirtschaftliche Nutzung

Die Landnutzungsstrukturen in Dobre und Umgebung sind exemplarisch für die intensiv genutzte Steppenzone in der südlichen Ukraine. Sie sind durch Merkmale gekennzeichnet, die das Gebiet zu einem agrarischen Gunstraum machen: flaches Relief mit ausgedehnten Ebenen, durchzogen von großen Flüssen, durchschnittliche Niederschläge um 500 Millimeter pro Jahr, kalte Winter, warme bis heiße Sommer und fruchtbare Schwarzerden mit einem hohen Humusgehalt.
Die Nutzfläche wird fast ausschließlich für den Ackerbau genutzt. Die wichtigsten Erzeugnisse sind Getreide und Ölsaaten (Sonnenblumen), der Produktion ist exportorientiert (Bahnlinie zum Getreidehafen). Die bis zu zwei Kilometer langen Felder können mühelos mit schweren Maschinen bearbeitet werden, was allerdings den Boden stark verdichtet. Gegen die ausgeprägte Winderosion wurden Hecken und Windschutzstreifen angelegt.
Die Ukraine – bereits „Kornkammer“ im Russischen Kaiserreich – zählt zu den weltgrößten Getreideproduzenten. Vielerorts war die Umstellung auf moderne Produktionsmethoden agrarindustrieller Prägung erfolgreich. Zwischen Dobre und Nowojehoriwka wurde ein Labor zur Saatgutherstellung gebaut und ein neues Betriebsgelände für den Großbetrieb Nibulon Baschtanka erschlossen.

Betriebsstrukturen

Die Flächen in der Umgebung des Dorfes Dobre werden vom Großbetrieb Nibulon Baschtanka bewirtschaftet (3 200 Hektar Betriebsgröße). Der Standort gehört zur international ausgerichteten Unternehmensholding Nibulon, die agroindustrielle Großbetriebe an mehr als 20 Standorten in der Ukraine betreibt und über die unmittelbaren landwirtschaftlichen Aktivitäten (Getreide- und Futteranbau, Viehhaltung, Milcherzeugung) hinaus Saatgut erzeugt, Dienstleistungen wie Marketing, Vertrieb, Versicherungen, Logistik, Lagerung anbietet und Produkte teilweise auch verarbeitet. Damit hat Nibulon, eine der größten ukrainischen Agrarkonzerne, nur wenig mit den Kolchosen, den Großbetrieben der sozialistischen Ära bis 1990, gemeinsam.
Die Holding wurde 1991 als ukrainisch-ungarisch-englisches Gemeinschaftsunternehmen gegründet und hat ihren Sitz in Mykolayiw. Der Überfalls Russlands auf die Ukraine beeinträchtigte die Wirtschaftstätigkeit von Nibulon erheblich – durch militärische Besetzung, Konfiszierung von Agrargütern, Zerstörung von Transport- und Lagerinfrastruktur und die Störung des Güterverkehrs übers Schwarze Meer, wie in den Nebenkarten gut zu erkennen ist.

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