Grand Canyon - Weltnaturerbe

USA - Landnutzung im Westen und Mittelwesten
978-3-14-100900-2 | Seite 232 | Abb. 5| Maßstab 1 : 1000000

Überblick

Der Grand Canyon im Norden des US-Bundesstaates Arizona ist ein einzigartiges Naturwunder und ein „Lehrbuch“ der Erdgeschichte. Geformt wurde er durch die immense, erosive Kraft des Colorado River, der sich über Jahrmillionen seinen 2 335 km langen Weg von den Rocky Mountains bis zum Golf von Kalifornien tief in das Colorado-Plateau gegraben hat.

Entstehung

Vor etwa 50 Millionen Jahren verursachte die Kollision zweier tektonischer Platten eine Anhebung des Landes um mehrere tausend Meter. Die Gesteinsschichten des Colorado-Plateaus, bei denen es sich um Sedimentgesteinsablagerungen handelt, die ein viel älteres Grundgestein bedecken, blieben nahezu unversehrt und in horizontaler Lage.
Da die Gesteinsschichten unterschiedliche Härtegrade aufweisen, ist auch der Widerstand gegen die erosive Kraft des Wassers unterschiedlich. Die weichen Gesteinsschichten erodieren schneller als die harten Schichten. Ein Ergebnis ist das ausgeprägte stufenartige Profil, das heute ein Merkmal der Wände des Grand Canyon ist. Auch extreme Temperaturwechsel von heiß zu kalt, Wurzeldruck oder starker Wind können Gestein an den Talflanken lockern und zersetzen. Aufgrund des trockenen Klimas laufen diese Verwitterungsprozesse jedoch relativ langsam ab.

Landnutzung in einer halbtrockenen Region

Heute ist der Südwesten der USA mit seinen Wüstenlandschaften und dem Colorado-Plateau ein beliebtes Touristenziel. Der Grand Canyon, der größte seiner Art weltweit, ist eine der außergewöhnlichsten Attraktionen der USA. Grund für das grandiose Naturschauspiel ist der Colorado River, der vom Hoover Dam hinter dem Grand Canyon zum Lake Mead aufgestaut wird. Das Kraftwerk des riesigen Staudamms versorgt Las Vegas und andere Städte der Region mit Strom. Die Stadt ist auch ein beliebtes Tourismuszentrum und Ausgangspunkt für Ausflüge ins Death Valley und zum Red Rock Canyon.

Naturschauspiel unter Naturschutz

Erst 1869 erkundete Major John Wesley Powell auf einer legendären Fahrt auf dem Colorado River das Innere der riesigen Schlucht, wobei er ihr den Namen „Grand Canyon“ gab. Die seit 1908 geschützte Schlucht ist seit 1919 Teil des gleichnamigen Nationalparks. 1979 erklärte die UNESCO sie zum Weltnaturerbe. Das Zentrum des Tourismus ist das Grand Canyon Village.
Ca. 6 Millionen Reisende bestaunen jährlich die Felsformationen, deren Farbe je nach Lichteinfall von rot nach braun wechselt.

Klima

Das Klima des Grand Canyon und seiner Umgebung ist sehr vielfältig und extrem. In den Sommermonaten erreicht die Temperatur am South Rim (2 100 m) zwischen 10 °C und 25 °C. Der etwa 300 m höhere North Rim liegt dem South Rim gegenüber und ist im Durchschnitt etwa 5 °C kühler. Reste des letzten Schnees können bis weit in den Juni hinein bleiben und selbst im Hochsommer kann die Temperatur bis nahe an den Gefrierpunkt fallen. Im Sommer kann es am Boden der Schlucht sehr heiß werden, die Temperatur steigt auf über 40 °C. Die jährliche Niederschlagsmenge im Zentrum der Schlucht beträgt weniger als 250 mm; am South Rim beträgt sie etwa 400 mm und am North Rim bis zu 700 mm.

Wasserressourcen

40 Mio. Menschen, insbesondere in den Städten Las Vegas, Los Angeles, Phoenix, San Diego und Tucson, werden durch den Colorado River bzw. aus dem Leak Mead, dem größten Trinkwasserreservoir der USA, mit Wasser versorgt (s. 228.3). Ein Großteil des Wassers wird für die Landwirtschaft verwendet. In den letzten Jahren wurde der Wassermangel jedoch immer dramatischer und führte zu erheblichen Engpässen. Eine solche Verknappung war in den letzten 100 Jahren nicht aufgetreten. Die Dürren der vergangenen Jahre und das Sinken des Wasserspiegels von Lake Mead, der 2022 nur 25 Prozent seiner Maximalkapazität erreichte, sind ein akutes Zeichen des Klimawandels. Vor 100 Jahren wurde geregelt, welchem Bundesstaat wieviel Wasser zusteht. Doch die damals festgelegten Wassermengen gibt es heute nicht mehr. Die betroffenen Regionen müssten ein Drittel der Wasserentnahme einsparen. Das Abkommen muss längst neu geregelt werden, bislang konnten sich die Bundesstaaten jedoch nicht auf eine neue Vereinbarung einigen.

Native American Reservation

Der Südwesten der USA ist traditionell schon lange von Native Americans besiedelt (s. 224.1). Bereits 500 n. Chr. bewohnten die Anasazi den Rand der Schlucht. Die Überreste zahlreicher Siedlungen wurden in der Region entdeckt. Die Pueblo-Kulturen erlebten ihre Blütezeit zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert. Im 15. Jahrhundert wanderten die Nomadenstämme der Apachen und Navajos aus dem Norden in die Region ein. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die Indigenen im Zuge der territorialen Expansion der USA (dafür verantwortlich, dass die Grenze des offenen, „unzivilisierten“ Landes immer weiter in Richtung Kalifornien verschoben wurde) nach und nach von ihren angestammten Gebieten vertrieben. Dabei gingen nicht nur ihre Freiheit und Unabhängigkeit verloren, unter dem Zeichen des Kreuzes und der Waffen kamen auch viele Menschen ums Leben.
Diejenigen, die überlebten, wurden nach dem Indian Appropriation Act von 1851 in Reservate gestellt. Diese befanden sich in trockenen Regionen, die für die weißen Siedler zunächst wenig interessant waren. Heute sind die Reservationen, von denen sich einige rund um den Grand Canyon National Park befinden, überwiegend selbstverwaltet.

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