Überblick
Auf dieser Karte sind die Ökozonen dargestellt, die sich vor allem durch Vegetation äußern, die sich unter den gegenwärtigen natürlichen ökologischen Bedingungen einstellen würde, wenn der menschliche Einfluss plötzlich aufhören würde. Bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts entsprach die real vorhandene Vegetation noch in weiten Teilen der Erde dieser natürlichen Vegetation, insbesondere in den Tropen, in Australien und in großen Gebieten der Nordhemisphäre.
Vegetationszonen
Vegetationszonen sind gürtelartig um die Erde verlaufende Räume, die sich durch eine bestimmte Pflanzenbedeckung auszeichnen. Die Pflanzen sind den Klimazonen angepasst. Es gibt folgende Vegetationszonen: polare Kältewüste, Tundra, nördlicher Nadelwald, sommergrüner Laub- und Mischwald, Steppe, Hartlaubgehölze, Wüste, Halbwüste, Savannen, tropischer Regenwald. Ein Vergleich zwischen der Klimakarte 258.4, der Bodenkarte 270.1 und der vorliegenden Vegetationskarte weist auf zahlreiche geoökologische Beziehungen hin. Am deutlichsten ist die zonale Abfolge der Klima- und Vegetationsgürtel in Osteuropa und in Westsibirien.
Auch Nordamerika lässt das Zonenkonzept erkennen, das allerdings hier zwischen dem 54. und dem 30. Grad nördlicher Breite durch eine sich darüberlegende Ost-West-Abstufung verschiedener Feuchtezonen modifiziert wird. Zwischen den von mehr oder weniger dichten Nadelwäldern überzogenen Gebirgen im Westen des Kontinents erstrecken sich unterschiedlich trockene Becken mit reliefbedingten Wüsten, Steppen und Dornstrauch-Sukkulenten-Vegetation wie in Arizona und New Mexiko.
An der feuchten, unter dem Einfluss pazifischer Winde stehenden Westküste zieht sich entlang der Küstenkette der temperierte Nadelfeuchtwald von der Kenai-Halbinsel im südlichen Alaska bis ins nordwestliche Kalifornien. Die Dominanz von Koniferen in diesem schmalen Küstenstreifen ist auf ein ausgeprägtes sommerliches Niederschlagsminimum in den Monaten Juni bis September bei milden, sehr feuchten Wintern zurückzuführen. Diese sommerliche Trockenperiode benachteiligt die Laubbäume gegenüber den immergrünen Koniferen.
In Südamerika wirkt sich vor allem das meridional streichende Kordillerensystem auf die Klima- und Vegetationsgliederung aus. Während an der Ostseite der peruanischen Anden, wo die Passate auf das Gebirge treffen, der Regenwald als tropischer Bergwald bis in etwa 2 800 Meter Höhe reicht, um dann vom Nebelwald abgelöst zu werden, erstreckt sich längs der Westseite die trockenste Küstenwüste der Erde, die Atacama. Das von der arktischen Tundra Alaskas bis zum antarktischen Grasland auf Feuerland durch alle Klimazonen verlaufende Kordillerensystem bewirkt in besonderem Maße Ablenkungen und Veränderungen der atmosphärischen Zirkulation. Trocken sind die Ostseite der Anden und das sich anschließende Tiefland Patagoniens, denn hier wird der Westwindgürtel durch die Anden unterbrochen.
In west-östlicher Richtung verlaufende Hochgebirge bilden Klimascheiden, die sich zumeist auch vegetationsgeographisch auswirken. In besonders ausgeprägten Fällen trennen sie zwei Landschaftsgürtel voneinander. Dies trifft in abgeschwächter Form für die Alpen – mit sommergrünen Laub- und Mischwäldern in Mitteleuropa und einer Hartlaubvegetation im Mittelmeerraum – und in stark ausgeprägter Form für den Himalaya zu. Von den Tropenkontinenten hat Afrika die klarste zonale Gliederung. Nur in Ostafrika wird die zonale Abfolge durch das Relief teilweise abgewandelt.
Das schematische Höhenprofil
Das in Anlehnung an Carl Troll entwickelte, den Formationsbezeichnungen der Karte angeglichene schematische Höhenprofil stellt den asymmetrischen Vegetationsaufbau der Nord- und Südhalbkugel dar. Es berücksichtigt nur die immerfeuchten Klimate, abgesehen von der Schneegrenze in den Subtropen und der Punaregion.
Die Formationen in der Nordhemispäre steigen südwärts in den Gebirgen an und erreichen ihre äquatoriale Grenze am Rande der Tropen, wobei sie in Hinterindien und Mexiko an den hohen Gebirgen die Wendekreise etwas überschreiten und sich mit warmtropischen Formationen überlappen. Dagegen zeigen die südhemisphärischen Formationen große Ähnlichkeit mit den Höhenstufen der Tropen: der tropische Bergwald mit dem subtropischen Feuchtwald, der tropische Höhen- und Nebelwald mit dem temperierten Feuchtwald (kühlgemäßigter Regenwald), sowie die Paramos, eine feuchte Hochgebirgsformation mit dem subantarktischen Tussockgrasland.
Die am höchsten gelegenen Schnee- und Waldgrenzen werden im Strahlungsklima der randlichen Tropen und Subtropen erreicht, so im Himalaya und an den großen Vulkanen Mexikos.