Hamburg - Entwicklung einer Metropole

Hamburg - Hafenstadt
978-3-14-100902-6 | Seite 35 | Abb. 3| Maßstab 1 : 250000

Überblick

Hamburg hat eine Fläche von rund 755 Quadratkilometern ist und ist gemessen an der Bevölkerungszahl (2021: 1,85 Mio.) nach Berlin die zweitgrößte Stadt Deutschlands. Prognosen zufolge wird die Bevölkerungszahl weiter steigen. Dies bedeutet, ausreichend und bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, neue Arbeitsstätten zu generieren sowie die soziale und öffentliche Infrastruktur weiterzuentwickeln.

Rückblick

1920 lebte im Stadtstaat Hamburg rund eine Million Menschen, allerdings innerhalb eines im Vergleich zu heute deutlich kleineren Stadtgebiets. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren über 50 Prozent des Wohnraums vernichtet oder unbewohnbar. Dennoch stieg die Bevölkerung bis 1950 auf 1,5 Mio. an. In den 1950er- und 1960er-Jahren entstanden nach dem Leitbild einer aufgelockerten und gegliederten Stadtlandschaft großflächige Siedlungsbauten innerhalb der sogenannten Inneren Stadt und ab den 1970er-Jahren Einfamilienhausgebiete in der sogenannten Äußeren Stadt und im Umland. Die Suburbanisierung führte bis Ende der 1980er-Jahre zu einem Rückgang der Bevölkerungszahl. Seit 1987 wächst die Bevölkerung wieder, vor allem innerhalb bestehender Quartiere.

Leitplan zur Stadtentwicklung

Ein Schwerpunkt der Hamburger Stadtentwicklung ist die Verdichtung innerhalb bereits erschlossener Siedlungsbereiche. Dadurch können vorhandene Infrastrukturen genutzt und die begrenzte Ressource Fläche geschont werden. Potenziale für neue Arbeitsstätten, Wohnstandorte sowie Erholungs- und Freizeitangebote sind z. B. Baulücken, Brachflächen, Leerstände und untergenutzte Grundstücke. Der „Grüne Ring“ u. a. mit dem Altonaer Volkspark, dem Niendorfer Gehege und der Boberger Niederung ist von Bebauung freizuhalten.

Entwicklungsschwerpunkte

Die City von Hamburg weist bereits eine sehr hohe Bebauungsdichte auf. Die Schaffung von neuem Wohnraum ist nur punktuell möglich. Weitere Dichtezentren bilden die vier 1937 eingemeindeten Städte Altona, Wandsbek, Harburg und Bergedorf.
In der Inneren Stadt, die sich um die Außenalster halbkreisförmig an die City legt, sind die Wohnlagen aufgrund ihrer Zentralität, der guten Verkehrsanbindung und des differenzierten Versorgungsangebots stark nachgefragt, das Potenzial für weitere Bebauung ist jedoch begrenzt. Anders verhält es sich im östlichen Teil der Inneren Stadt. Die zentrumsnahen Stadtteile Rothenburgsort und Hammerbrook bieten entsprechend dem Motto „Mehr Stadt in der Stadt“ Entwicklungspotenziale für neuen Wohnraum, moderne Industrie- und Gewerbestrukturen, Kulturangebote sowie für die Verbindung von Wasser und Grün.
Große Flächenreserven für neue Quartiere zum Wohnen und Arbeiten liegen auch in der sogenannten Urbanisierungszone. Sie ist mit ihrer lockeren Siedlungsstruktur überwiegend an das Schnellbahnnetz angeschlossen. Der Bereich der Äußeren Stadt ist besonders großräumig und in der Regel wenig dicht bebaut. Hier besteht in den durch öffentlichen Nahverkehr gut erschlossenen Bereichen die Möglichkeit, eine höhere Wohnraumdichte zu schaffen. Mit Oberbillwerder entsteht z. B. nördlich von Neuallermöhe, einem 2011 fertiggestellten Neubauquartier im Bezirk Bergedorf, ein neues gemischtes Quartier gemäß dem Motto „Mehr Stadt an neuen Orten“.
Mit dem „Sprung über die Elbe“ wächst die Stadt auf zentral gelegenen Flächen: von der Hamburger City über die HafenCity (s. 35.4) und die große Elbinsel Wilhelmsburg, die viele Jahre von der Stadtplanung vernachlässig wurde, bis zum Harburger Binnenhafen.
Die Magistralen verbinden als Hauptverkehrsachsen die Hamburger Innenstadt radial mit den inneren und äußeren Stadtbereichen und dem Umland. Diese Entwicklungskorridore stehen in der Tradition des bewährten Hamburger Achsenmodells. Entlang der Magistralen finden sich enorme Flächenpotenziale, die sich unter bestimmten Voraussetzungen auch für Wohnungsbau eignen.

Das Achsenmodell der Raumordnung

Bereits vor über 100 Jahren zeigte der Achsenplan von Fritz Schumacher (1909 bis 1933 Oberbaudirektor in Hamburg), wie sich die Hamburger Siedlungsachsen entlang der Hauptverkehrswege fächerartig vom Stadtzentrum bis ins Umland entwickeln sollten. Die Achsenendpunkte sollten besonders gefördert werden, damit sie sich zu weitgehend eigenständigen Zentren in der Hamburger Stadtregion entwickeln. Die Räume zwischen den Achsen sollten als ökologische Ausgleichs- und Erholungsräume von der städtischen Siedlungserweiterung freigehalten werden. Bei einem Vergleich von Planung und Wirklichkeit zeigt sich, dass die Ziele des Achsenkonzeptes nur teilweise erreicht wurden. Die Achsenzwischenräume wurden überbaut und die Achsenendpunkte blieben in ihrer Entwicklung zurück.

Pendelnde

Hamburg ist als Kernstadt der gleichnamigen Metropolregion eng mit seinem Umland verbunden. An jedem Werktag pendeln durchschnittlich rund 356 000 Menschen (Stand 2021) nach Hamburg ein, während 141 000 Auspendelnde (2021) das Stadtgebiet verlassen. Die Zahl der Auspendelnden ist in Orten, die wie Pinneberg oder Ahrensburg durch Straßen- und Schienenverbindungen gut an die Kernstadt angebunden sind, besonders hoch. Innerhalb von Hamburg gibt es 641 000 (2021) Berufspendelnde.
Der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) wird täglich durchschnittlich von 1,6 Mio. Fahrgästen (Stand 2021) genutzt. Zur weiteren Entlastung des Straßenverkehrs und zur Förderung einer nachhaltigen Mobilität wird das Linien- und Streckennetz des ÖPNV weiter ausgebaut. Ab 2030 sollen alle Menschen in Hamburg im Fünf-Minuten-Takt Bus, U- und S-Bahn oder andere Mobilitätsangebote in Anspruch nehmen können.

Schlagworte