Überblick
Halle und Leipzig sind die großstädtischen Zentren eines traditionsreichen Industrieraums. Bergbau und die Braunkohlenverarbeitung haben stark an Bedeutung verloren. Die chemische Industrie hingegen ist an den ehemaligen Verbundstandorten Leuna, Schkopau und Bitterfeld-Wolfen bis heute strukturprägend. Zahlreiche aufgelassene Tagebaue wurden bzw. werden rekultiviert. Damit ergeben sich für die Region gute Perspektiven im Tourismus.
Transformation
Der Raum Halle/Leipzig kann deutlich positive Trends bei der Wirtschaftsentwicklung verzeichnen. Die Großstandorte der chemischen Industrie in Leuna und Buna haben sich stabilisiert, die Rekultivierung der ehemaligen Tagebaue ist vielerorts abgeschlossen.
Leipzig als Verkehrsknotenpunkt, traditioneller Messe- und bedeutender Kultur- sowie Universitätsstandort profitiert von Zuwachs und niedrigem Altersdurchschnitt der Bevölkerung sowie von Neuansiedlungen im Dienstleistungs- und Industriesektor. Neben der Neuen Messe sind Logistikstandorte am Flughafen und Produktionsstätten der Automobilindustrie Anzeichen eines gelungenen Strukturwandels. Zudem ist die Stadt Verwaltungssitz des gleichnamigen Regierungsbezirks, Sitz des Bundesverwaltungsgerichts und des sächsischen Verfassungsgerichts. Halle (Saale) ist das Verwaltungszentrum des Saalekreises, Sitz der Nationalstiftung der Bundesrepublik Deutschland für Kunst und Kultur und Standort zahlreicher Bildungs- und Forschungsinstitute. An verkehrsgünstigen Standorten im Umland der beiden Städte, aber auch in der Leipziger Innenstadt sind große Einzelhandelskomplexe entstanden.
Die Kohleveredelungsindustrie des Borna-Böhlener Revier (Brikettfabriken, Schwelereien und Teerverarbeitungsbetriebe) sind heute weitgehend stillgelegt. Durch die Fremdflutung des Tagebaurestloches Zwenkau nordwestlich von Böhlen entstand zwischen 2007 und 2014 der größte von insgesamt sieben Bergbaufolgeseen südlich von Leipzig. Als Leipziger Neuseenland ist das Gebiet heute ein touristischer Schwerpunkt.
Durch fast 140 Jahre Braunkohlenabbau im Bitterfelder Revier entstand hier eine vom Tagebau geprägte Landschaft voller Restlöcher und Abraumhalden mit einer Ausdehnung von fast 70 Quadratkilometern. Der Muldestausee, ehemals der Tagebau Muldenstein, ist heute ein Naherholungsgebiet. Ab 1999 wurden weitere Restlöcher geflutet (Gräfenhainichen, Goitzsche). Bei Gräfenhainichen wurde 1995 das Industrie-Freilichtmuseum Ferropolis mit Großbaggern der Braunkohlenförderung eröffnet (seit 2005 Teil der Europäischen Route der Industriekultur). Bei der Bergbaufolgenutzung der ehemaligen Tagebaue zeigen sich hier deutliche Parallelen zum Revier Borna-Böhlen und zum Geiseltal westlich von Merseburg. Diese Entwicklung trägt wesentlich zu Attraktivität der Region im Freizeitbereich bei.
Die bitumenreiche Braunkohle im Tagebau Amsdorf (Gemeinde Seegebiet Mansfelder Land) wird weiter abgebaut und vor Ort zu Montanwachs verarbeitet. Auch südlich von Leipzig wird im Tagebau Profen und Vereinigtes Schleenhain noch Braunkohle gefördert. Seit 2000 ist im nahen Lippendorf ein modernes Braunkohlekraftwerk in Betrieb, das die Stadt Leipzig auch mit Fernwärme versorgt. Bis spätestens 2038 soll die Verstromung von Braunkohle in Deutschland jedoch enden.