Überblick
Die Küstenstadt Accra ist mit rund 2 Millionen Menschen Ghanas größte Metropole und zugleich Hauptstadt und Regierungssitz des Landes. An der Stadtgrenze breitet sich in der Korle-Lagune die große informelle Siedlung Old Fadama aus. Daneben liegt die mit Umweltgiften stark belastete Brachfläche Agbogbloshie, die bis zu ihrer Räumung 2021 zu den weltweit größten Mülldeponien für Elektroschrott gehörte. Seit 2015 ist die Stadtverwaltung bemüht, die riesige Fläche zu sanieren. Die Maßnahmen gehen mit Zwangsräumungen einher.Größte informelle Siedlung des Landes
Old Fadama liegt angrenzend an Accras Hauptgeschäftszentrum mit seinen überdachten Märkten und Straßenmärkten und nahe des Industrie- und Gewerbegebietes. Hier leben rund 100 000 Menschen in provisorischen Behausungen unter äußerst prekären Bedingungen: Soziale Einrichtungen fehlen ebenso wie sanitäre Einrichtungen, es mangelt an sauberem Trinkwasser, medizinischer Versorgung und Abfallbeseitigung. Die Bewohnerinnen und Bewohner, von der übrigen Bevölkerung der Stadt und des gesamten Landes weitgehend stigmatisiert, leben zum Großteil in extremer Armut und in permanenter Unsicherheit, da ihre Siedlung rechtlich nicht anerkannt ist.Informelles Recycling
Eine wichtige Einnahmequelle für die Menschen von Old Fadama war bis zur Räumung 2021 die benachbarte Mülldeponie Agbogbloshie. Dort betrieben Tausende täglich informelles Recycling und untersuchten die Berge von Elektroschrott nach verwertbaren Materialien wie Kupfer, Aluminium, Coltan oder Gold. Dafür wurden Altgeräte – ausrangierte Smartphones, Fernsehgeräte, Computer, Waschmaschinen, Rasenmäher – vor Ort geschmolzen und die unbrauchbaren Reste in Brand gesetzt. Dabei traten giftige Stoffe und Dämpfe aus wie Blei, Arsen, Quecksilber und Cadmium, die der Gesundheit der Menschen zusetzte und die Umwelt verunreinigten.
Ghana ist ein wichtiger Standort für die Sammlung, Wiederverwertung, Rückgewinnung und Entsorgung von elektronischen Geräten. Das Altmaterial stammt aus allen Ecken der Welt, insbesondere aus den Industrieländern Amerikas, Europas und Asiens. Nach der Baseler Konvention von 1989, die eine umweltgerechte Entsorgung von Elektronikabfall regelt, dürfen nur funktionsfähige Second-Hand-Geräte exportiert werden. Es ist aber davon auszugehen, dass viele illegale Transporte mit Schrott, der nur als gebrauchte Altgeräte deklariert wird, Ghana erreichen. Ein Großteil der anfallenden Menge landete bisher auf der Deponie Agbogbloshie. Die dort aus dem Schrott herausgefilterten Metalle nahmen als begehrte Rohstoffe wieder über Großhändler ihren Weg in die Industriestaaten.