Erde - Meeresspiegeländerung

Erde - Weltmeere
978-3-14-100902-6 | Seite 267 | Abb. 6| Maßstab 1 : 200000000

Überblick

Die Karte stellt die durchschnittliche jährliche Veränderung des Meeresspiegels im Zeitraum 1993–2020 dar. Eine Einordnung über einen größeren Zeitraum ermöglicht das Diagramm. Es zeigt, dass der Meeresspiegel seit 1880 um mehr als 20 Zentimeter gestiegen ist – allerdings im weltweiten Durchschnitt. Regional werden weit höhere Anstiege erreicht. Allein im Zeitraum 1993–2020 wurden zum Beispiel in großen Teilen des Westpazifiks Werte von mehr als 15 Zentimetern erreicht. Diese präzisen Meeresspiegelmessungen werden mithilfe von Satelliten durchgeführt. Dies ermöglicht ein flächendeckendes Messnetz mit einer hohen zeitlichen Dichte der Messungen. Durch Modellrechnungen können Veränderungen bestimmten Ursachen zugeordnet werden.

Ursachen und Entwicklung des Meeresspiegelanstiegs

Der Meeresspiegelanstieg wird vor allem auf zwei Ursachenkomplexe des anthropogenen Klimawandels zurückgeführt. Zum einen führen die gegenwärtig zunehmenden Lufttemperaturen zu einer Erwärmung insbesondere des oberflächennahen Meerwassers. Das Wasser dehnt sich dabei aus, was zu einem steigenden Meeresspiegel führt (thermische Expansion). Zum anderen schmelzen infolge der zunehmenden Lufttemperaturen Gletschereis und Eisschilde (Eisschmelze). Dies führt zu einem erhöhten Wassereintrag in die Ozeane. Dadurch steigt deren Wassermenge und in der Folge auch der Meeresspiegel. Zu den weiteren lokalen Einflussgrößen zählen Landhebungen und -senkungen.
Die gegenwärtigen Anteile lassen sich anhand der Periode 2006–2015 bestimmen. Der durchschnittliche Meeresspiegelanstieg betrug in diesem Zeitraum drei Millimeter pro Jahr. Davon entfielen auf die thermische Expansion 1,7 Millimeter, wozu auch die Schmelze des Meereises im Nordpolarmeer gehört, auf die Schmelze des Grönländischen Eisschilds 0,77 Millimeter, auf die der Gletscher 0,61 Millimeter und auf die des Antarktischen Eisschilds 0,42 Millimeter. Die zunehmende Wasserspeicherung an Land hat hingegen den Meeresspiegelanstieg um 0,21 Millimeter pro Jahr vermindert. Zu beachten ist auch, dass sich in den letzten Jahrzehnten der Anteil der thermischen Expansion verringert hat, während der Anteil der Eisschmelze gestiegen ist.
Das Zusammenspiel verschiedenster Faktoren – beispielsweise der weltweite unterschiedliche Anstieg der Lufttemperatur, die Dichteanomalie des Wassers, Veränderungen im Salzgehalt des Meerwassers und die Dynamik der Meeresströmungen, die wiederum von zahlreichen Faktoren beeinflusst wird (s. 266.2) – führt dazu, dass der Anstieg des Meeresspiegels weltweit nicht einheitlich ausfällt.

Folgen des Meeresspiegelanstiegs

Nach aktuellen Prognosen wird sich der Meeresspiegelanstieg im 21. Jahrhundert infolge des Klimawandels weiter beschleunigen. Modellrechnungen ergeben eine – wegen der Dynamik der Entwicklungen und Prozesse – große Spannweite an Prognosen. Am wahrscheinlichsten ist ein Anstieg zwischen 42 und 84 Zentimetern bis zum Jahr 2100. Hinzu kommt eine Zunahme von Extremwetterereignissen wie Sturmfluten. Viele Küsten werden weltweit davon betroffen sein. Zu den am stärksten gefährdeten Gebieten zählen die Niederlande, Florida, Bangladesch sowie die kleinen, flachen Inseln des Indischen Ozeans (z. B. die Malediven) und des Pazifischen Ozeans (z. B. Vanuatu).

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