Frankreich - Bahnverkehr

Frankreich - Erschließung
978-3-14-100900-2 | Seite 135 | Abb. 2| Maßstab 1 : 10000000

Überblick

Die Karte zeigt das französische Schienenverkehrsnetz und die Anschlussstrecken in das benachbarte Ausland. Von zentraler Bedeutung sind die seit den 1980er-Jahren gebauten Hochgeschwindigkeitsstrecken, die alle von Paris ausgehen und die Fahrzeiten aus vielen Städten und Regionen in die Hauptstadt deutlich reduziert haben. Mit dem äußersten Westen (Aquitaine, Richtung Biarritz) und besonders mit dem mittleren Süden des Landes (Zentralmassiv und die Achse von Bordeaux über Toulouse nach Narbonne) gibt es aber auch Regionen, die hinsichtlich der Erreichbarkeit mit schnellem Bahnverkehr noch stark benachteiligt sind.

Das TGV-Konzept

Frankreich ist mit dem TGV („Train à Grande Vitesse“) ein Pionier bei der Entwicklung und Herstellung von Hochgeschwindigkeitszügen sowie beim Aufbau eines Hochgeschwindigkeitsnetzes. Das Konzept, in Leichtbauweise konstruierte, mit elektronischer Steuerungstechnik und Elektroantrieb ausgestattete Triebwagen zu verwenden, hat sich bewährt. Je ein Triebkopf an Zuganfang und -ende ermöglicht eine günstige Verteilung der Antriebsleistung. Hochgeschwindigkeitszüge können wesentlich größere Steigungen überwinden als herkömmliche Züge, was beim Bau neuer Strecken Kosten spart und Längen reduziert. Zu den Vorzügen zählen auch das variable Platzangebot, da auf stärker frequentierten Abschnitten einfach ein zweiter Zug angekoppelt werden kann, sowie die Möglichkeit, zwei Züge unterwegs zu trennen, um unterschiedliche Ziele direkt anzufahren. Die neueste Generation der Züge erreicht eine Reisegeschwindigkeit von 320 km/h. Geplant sind Züge, die im Normalbetrieb 360 km/h fahren werden. Bei einer speziellen Weltrekord-Fahrt im Jahr 2007 erreichte ein TGV sogar 575 km/h.

Der TGV heute

Mit der Inbetriebnahme der ersten TGV-Strecke von Paris nach Lyon im Jahr 1981 schrumpften die Fahrzeiten in den Südosten Frankreichs beträchtlich. Bis Lyon gab es eine Halbierung auf 2 Stunden. Das TGV-Netz ist aber längst über die Stammstrecke hinausgewachsen. Es wurde kontinuierlich ausgebaut. Noch in den 1980er-Jahren entstand die Verbindung nach Le Mans. In den 1990er-Jahren folgten der nördliche Streckenabschnitt über Lille mit Verbindungen nach Brüssel und Calais und von dort weiter durch den Eurotunnel nach London. Weiterhin erfolgte die Anbindung von Tours und die Strecke zwischen Lyon und Valence. Der Abschnitt bis Marseille wurde 2001 eröffnet, mit Abzweig in Avignon über Nîmes nach Montpellier. Der TGV Méditerrannée benötigt seitdem für die Strecke Paris–Marseille nur noch gut drei Stunden.
Nach der Jahrtausendwende folgten Linien in den Osten des Landes (Metz, Luxemburg, Straßburg, Mülhausen). Außerdem wuchs das Netz außerhalb Frankreichs, z. B. Brüssel–Lüttich–Aachen–Köln, Straßburg–Stuttgart–München, Saarbrücken–Mannheim–Frankfurt/M., Marseille–Mülhausen–Mannheim–Frankfurt/M., Perpignan–Girona–Barcelona und über Mülhausen–Basel nach Zürich. Die letzten Neubaustrecken wurden nach Bordeaux und Rennes gebaut. Im Bau ist eine Strecke von Lyon ins italienische Turin, inkl. dem 54 km langen Mont-Cenis-Basistunnel. Geplant sind Strecken von Bordeaux nach Toulouse, von Bordeaux über Biarritz ins spanische Baskenland, von Marseille über Toulon und Cannes nach Nizza, von Straßburg nach Mülhausen sowie von Paris über Rouen nach Le Havre und Caen. Ebenso soll die bestehende Lücke zwischen Montpellier und Perpignan geschlossen werden.

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