Erde - Nahrungsgüter und Ernährungssicherheit

Erde - Landwirtschaft und Ernährung
978-3-14-100900-2 | Seite 278 | Abb. 1| Maßstab 1 : 140000000

Überblick

Die Karte zeigt die weltweit angebauten Nahrungsgüter, unterteilt in Getreide, Zucker- und Stärkepflanzen, Südfrüchte und Genusspflanzen und ordnet diese anhand ihres Anteils an der Weltproduktion ein. Gleichzeitig bietet die Karte Informationen über den jeweils ermittelten Welthunger-Index und lässt so Rückschlüsse zwischen den angebauten Pflanzen und der Ernährungssicherung vor Ort zu. Globale Warenströme werden anhand des Weizenhandels verdeutlicht.

Welthunger-Index

Der Welthunger-Index ist ein Instrument der Welthungerhilfe und Concern Worldwide mit dem jährlich die Hungersituation auf globaler, regionaler und nationaler Ebene gemessen und verfolgt wird. Anhand von vier Indikatoren soll das Ausmaß des Hungers in verschiedenen Ländern und Regionen vergleichbar gemacht werden:

Unterernährung: der Anteil der Bevölkerung, dessen Kalorienbedarf nicht gedeckt ist,

Wachstumsverzögerung bei Kindern: der Anteil von Kindern unter fünf Jahren mit einer zu geringen Größe in Bezug auf das jeweilige Alter, ein Beleg für chronische Unterernährung,

Auszehrung bei Kindern: der Anteil von Kindern unter fünf Jahren mit einem zu niedrigen Gewicht in Bezug auf die jeweilige Größe, ein Beleg für akute Unterernährung,

Kindersterblichkeit: der Anteil der Kinder, die vor ihrem fünften Geburtstag sterben, was zum Teil das fatale Zusammenwirken von mangelnder Nährstoffversorgung und einem ungesunden Umfeld widerspiegelt.

Die Karte zeigt, dass in weiten Teilen des afrikanischen Kontinents, aber auch Südasien und Venezuela der Welthunger-Index ernst bis gravierend ist, während beispielsweise die meisten europäischen Länder, Australien, USA und Kanada gar nicht erst eingestuft wurden.

Getreide

Der bedeutendste Produzent von Getreide war 2020 die Volksrepublik China mit 615,5 Millionen Tonnen. Auf den Plätzen danach folgten die USA (434,9 Mio. Tonnen), Indien (335,0 Mio. Tonnen), Russland (130,0 Mio. Tonnen) und Brasilien (125,6 Mio. Tonnen). Auch Europa gehört zumindest beim Weichweizen zu den weltweit größten Produzten und Exporteuren, auch wenn andere Getreidearten wie Mais und Hartweizen importiert werden müssen. Generell lässt sich beobachten, dass vor allem Länder mit einem niedrigen Welthunger-Index das wichtige Nahrungsgetreide Weizen exportieren. Dabei sind die Europäer knapp hinter Russland der zweitgrößter Exporteur der Welt – deutlich vor Australien, Kanada, den USA, der Ukraine und Argentinien.

Zucker- und Stärkepflanzen

Kartoffeln werden weltweit von den gemäßigten Klimaregionen bis in die Subtropen angebaut. Die Ernte belief sich 2020 auf rund 360 Millionen Tonnen. Hauptanbauländer sind China, Russland, Indien, die Ukraine, die USA, Deutschland und Polen. Neben der Verwendung als Nahrungsmittel dient die Kartoffel auch zur Herstellung von Kleb- und Schmierstoffen, Papier, Wellpappe, Verpackungen und Baustoffen sowie zur Energiegewinnung durch Umwandlung in Ethanol und Methan.

Ein ähnliches Verbreitungsgebiet hat die Zuckerrübe, von der pro Jahr weltweit 280 Millionen Tonnen erzeugt werden. Russland ist mit einer jährlichen Produktionsmenge von über 50 Millionen Tonnen der größte Zuckerrübenproduzent der Welt. Frankreich liegt mit einer Jahresproduktion von knapp 34 Millionen Tonnen an zweiter Stelle.

Beim Zuckerrohr hingegen führt mit großem Abstand Brasilien die Liste der Anbauländer mit einer Anbaufläche von über 10 Millionen Hektar an, gefolgt von Indien, Thailand, China und Pakistan. Der Rohstoff ist enorm wichtig für die Nahrungsmittelindustrie, etwa 70 Prozent der globalen Zuckerproduktion basiert auf Zuckerrohr. Jedes Jahr werden über 1,7 Milliarden Tonnen Zuckerrohr geerntet, im Durchschnitt etwa 60 Tonnen pro Jahr und Hektar. Zwar gehören mit Indien und Pakistan zwei Länder mit einem ernsten Welthunger-Index zu den wichtigsten Produzenten, jedoch lässt sich auch bei den kalorienreichen Zucker- und Stärkepflanzen feststellen, dass die wichtigsten Erzeugerländer in der Regel weniger stark vom Hunger betroffen sind.

Südfrüchte und Genusspflanzen

Der Anbau von Südfrüchten unterschiedlichster Art konzentriert sich stark auf die Regionen vom Äquator bis etwa zu den Wendekreisen. Auffällig ist hierbei, dass diese zwar auch in zahlreichen Ländern mit einem ernsten bis gravierenden Welthunger-Index (zum Beispiel weite Teile des afrikanischen Kontinents, Pakistan, Indien und Venezuela) angebaut werden, die größten Marktanteile aber auch hier wieder bei weniger unter Hunger leidenden Ländern liegen. Beispielsweise spielen bei Dattelpalmen Algerien, Ägypten, Saudi-Arabien und Iran wichtige Rollen, während China und Brasilien zu den wichtigsten Anbauländern von Zitrusfrüchten gehören.

Anders verhält es sich zumindest teilweise bei den Genusspflanzen, die nur einen unwesentlichen Beitrag zur Ernährungssicherheit leisten können. So gehören die Elfenbeinküste, Ghana und Indonesien trotz ihrer mäßigen und ernsten Hungersituation zu den wichtigsten Kakaoproduzenten der Welt. Beim Kaffeeanbau spielen neben Brasilien auch ärmere Länder wie Äthiopien, Tansania, Vietnam, Kolumbien, Honduras und Indonesien wichtige Rollen. Beim Tee haben beispielsweise Indien und Kenia trotz geringer Ernährungssicherheit große Marktanteile, beim Tabak sind es Brasilien, Indien, Pakistan, Mosambik und Simbabwe.

Zwar ist nicht in allen dieser Länder der Welthunger-Index ernst, jedoch korreliert ein großer Anteil an der Weltproduktion bei Genusspflanzen seltener mit einer sicheren Ernährungssituation, als dies bei Getreide oder Zucker- und Stärkepflanzen der Fall ist. Denn oft konkurriert in diesen Ländern der Anbau hauptsächlich für den Export gedachter Pflanzen mit dem Anbau für den eigenen Bedarf um die fruchtbaren Böden.

Eine Ausnahme bildet hierbei der Wein, dessen Anbau in Europa (Spanien, Portugal, Frankreich, Italien, Deutschland), aber unter anderem auch in Kanada, USA, China, Australien, Argentinien und Südafrika weit verbreitet ist. Viele dieser Länder verfügen über andere Nahrungsgüter und/oder die finanziellen Mittel, um die eigene Ernährungssituation zu sichern.

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